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Das Ende der Welt

Eigentlich wollte ich noch weiter nach Ushuaia was noch weiter südlich liegt, doch als ich mich in Punta Arenas am Busterminal bei einem bärtigen Ticketverkäufer erkundigte wie lange denn die Reise dauern würde wusste ich, dass ich am südlichsten Punkt meiner Reise angekommen war, denn er antwortete „Zehn Stunden! Ja, wirklich!“Also entschloss ich mich, Neujahr in Punta Arenas zu verbringen. Ich lernte in meinem Hostel ein paar Leute kennen. Da war der Typ aus Venezuela, der vorgestern aus seinem Land geflüchtet war weil da praktisch Anarchie herrscht. Der hatte krasse Geschichten zu erzählen!

Friedhof von Punta Arenas

Friedhof von Punta Arenas

Dann waren da die zwei Schweizer die ein paar Tage zuvor ein Auto gekauft hatten. Der Plan war damit durch ganz Patagonien zu kurven, nur schade fuhren sie das Auto drei Tage nach dem Kauf bei einer Kurve gerade aus, das Auto überschlug sich und jetzt gibt’s halt kein Patagonien. Die hatten auch interessante Geschichten zu erzählen.

Nur schade hatte ich in meinem Hostel nur zwei Nächte gebucht. Als ich um eine Nacht, die Nacht vom 31. Dezember auf den 01. Januar, verlängern wollte, meinte die Angestellte: „Wir sind voll! Ja, wirklich!“

Torres del Paine

Also ging ich halt weiter nach Puerto Natales, in ein neues Hostel wo ich niemanden kannte und verbrachte da Silvester. Gefeiert wurde so ziemlich überhaupt nicht, aber so wichtig war mir das auch wieder nicht.

Am 01. Januar 2017 organisierte ich einen Tagesausflug zum Torres del Paine Nationalpark. Der ist weltbekannt, schaus nach. Genauer gesagt wollte ich zum Glaciar Grey. Am Tag darauf konnte es dann losgehen. Ich war rechtzeitig beim Busterminal und eine Viertelstunde nach der eigentlichen Abfahrtszeit konnte es dann losgehen. Mein Zeitplan für diesen windigen Tag war ziemlich knapp, doch ich hatte alles recherchiert und es sollte funktionieren. Oder hätte funktionieren sollen.

Warten auf den Bus

Warten auf den Bus

Als wir den Eingang zum Nationalpark erreichten durften wir etwa eine Stunde in der Kälte anstehen während jeder Wanderer ein Formular ausfüllte, den willkürlichen Eintritt bezahlte und einen Vortrag zu hören bekam, dass er bitte den Wald nicht abfackeln soll.

Wir bestiegen erneut den Bus und warteten etwa eine halbe Stunde aus keinem mir ersichtlichen Grund. Vielleicht war der Busfahrer auf dem Klo eingepennt. Um 11:15 Uhr kamen wir beim Lago Pehoé an, wo es einen Katamaran gibt, der Wanderer für eine kleine Spende von 50 CHF auf die andere Seite des Sees bringt, wo der Wanderweg beginnt. Äh ja, die Fähre fuhr um 11:00 Uhr. Ich fragte so bekifften Samichlaus wann die nächste Fähre fuhr und er antwortete mir ganz nüchtern: „Um 15 Uhr! Ja, wirklich!“

Fuck you Torres del Paine

Fuck you Torres del Paine

Der Rest meines Buses hatte die Fähre natürlich auch verpasst und alle waren angepisst weil da schon etwa zehn andere Buse standen welche perfekt an die Fähre angeschlossen hatten, aber niemand unternahm irgendwas.

Ich schaute kurz auf die Karte, nur um bestätigt zu bekommen was ich bereits wusste: Die Fähre war der einzige Weg um auf die andere Seite des Sees zu kommen. Allerdings erkannte ich einen kleinen Rundweg, den ich dann mangels Alternativen beschritt. Zuvor fragte ich noch den Busfahrer wenn der Bus zurück nach Puerto Natales fuhr. 13:30 Uhr, okay. Ich lief den Rundweg ab. Es windete ziemlich heftig und regnete leicht.

Nicht viel zu sehen

Nicht viel zu sehen

Ausserdem konnte ich dank dichtem Nebel praktisch nichts von den Bergen sehen. Als ich zurück beim Bus war begann es richtig zu regnen und um 14:30 Uhr setzte sich der Bus endlich in bewegung. Vielleicht besser dass ich nicht wandern ging an diesem Tag. Trotzdem, ich habe an diesem Tag 30 CHF für den Eintritt in den Park und 20 CHF für den Bus bezahlt und habe absolut nichts dafür bekommen.

Perito Moreno

Nach diesem Erlebniss hatte ich genug vom Torres del Paine Nationalpark und buchte mein Ticket nach El Calafate. Ich blieb zwei Nächte. Am Tag nach meiner Ankunft besuchte ich den Glaciar Perito Moreno, der ist ebenfalls weltbekannt. Auch hier bezahlte ich etwa 50 Franken, doch dieses Mal war es das Geld wert!

Der Perito Moreno Gletscher

Der Perito Moreno Gletscher

Die Busfahrt zum Gletscher dauerte eineinhalb Stunden, dann wurden wir auf einem Parkplatz rausgeschmissen. Von da aus führte ein langer Steg entlang des Ufers immer näher zum Gletscher und schliesslich auch darum herum.

Der Perito Moreno von der anderen Seite

Der Perito Moreno von der anderen Seite

Eigentlich war es ein ganzes Labyrinth aus Stegen und von fast überall aus konnte man den Gletscher aus verschiedenen Perspektiven bewundern. Das gesamte Gebiet abzuwandern dauerte fast drei Stunden. Etwa einmal pro Minute gab der Gletscher ein knackendes Geräusch von sich und von Zeit zu Zeit brach ein Stück davon ab und fiel ins Wasser darunter. Spektakulär!

Der Perito Moreno vom Parkplatz gesehen

Der Perito Moreno vom Parkplatz gesehen

El Chaltén

Als ich genug gestaunt hatte kehrte ich nach El Calafate zurück und organisierte meine weiterreise nach El Chaltén. El Chaltén ist ein kleines Dörfchen von vielleicht 4000 Einwohnern gleich neben einem wunderschönen Wandergebiet. Es gibt da zwei winzige Supermärkte, doch beide waren nicht sonderlich gut ausgestattet. So ass ich für vier Tage hauptsächlich Brot und Früchte, Fleisch gab es nicht. Es existierten zwar einige Restaurants da, doch ich bezahle nicht 25 Franken für eine Mahlzeit die mich dann doch nicht füllt. Ausserdem war das WiFi das beschissenste seit Guatemala, aber ich war ja zum Wandern da.

Drei Ausflüge unternahm ich:

Laguna Torre

Morgens um halb sieben stand ich auf und ging zur Bäckerei, wo ich für zwei Franken Brot kaufte das für zwei Mahlzeiten reichte. Die Wanderung des Tages war auf meiner Karte mit acht Stunden beschriftet, deshalb brach ich so früh auf. Das Gelände war flach, ich ging zügig. Praktisch den ganzen Weg zur Lagune begegnete mir niemand.

Auf dem Weg zur Laguna Torre

Auf dem Weg zur Laguna Torre

Die Natur war bezaubernd, vor allem die kleinen Laubwäldchen, durch welche der Wanderweg führte hätten direkt von einem Filmset stammen können.

Bezaubernde Natur

Bezaubernde Natur

Schliesslich gelangte ich zur Lagune. Einige Berge waren von dichtem Nebel verschleiert, doch die Landschaft war trotzdem spektakulär. Da ich gut in der Zeit war entschloss ich mich auch noch den Mirador Maestri zu besuchen.

Die Laguna Torre

Die Laguna Torre

Von da aus konnte ich den Gletscher sehen, der in die Laguna „floss“. Der war zwar nicht so spektakulär wie der Perito Moreno Gletscher und um einiges kleiner, doch bot er trotzdem einen interessanten Anblick.

Der Gletscher bei der Laguna Torre

Der Gletscher bei der Laguna Torre

Es windete mich fast davon da oben beim Mirador, also kehrte ich relativ zügig wieder um. Auf dem Weg zurück begegneten mir dann ganze Horden von Wanderern die wohl später aufgebrochen waren. Obwohl ich für den Acht-Stunden-Trail nur fünfeinhalb Stunden brauchte beschloss ich am nächsten Tag ebenfalls früh loszugehen.

Laguna de los Tres

Nach einer Nacht im WiFi-losen Hostel schaute ich hoch zum Himmel und sah ein paar Wolken, ganz normal, doch sobald ich aus dem Haus raus war bemerkte ich, dass es viel kälter war als am Tag zuvor, doch ich brach trotzdem auf. Auf dieser Wanderung wurde ich von einer Deutschen begleitet, die ich im Hostel kennengelernt hatte. Wir liefen zum Start des Trails und es ging erstmal aufwärts. Wir kamen an verschiedenen Aussichtspunkten vorbei bis sich das Gelände in sowas wie eine flache Sumpflandschaft verwandelte.

Auf dem Weg zur Laguna de los Tres

Auf dem Weg zur Laguna de los Tres

Doch je weiter wir gingen desto kälter wurde es und ganz unerwartet fiel plötzlich so weisses Zeug vom Himmel. Ich dachte ich haluziniere doch es dauerte nicht lange bis es fröhlich vor sich hin schneite.

Da der Schnee nicht schlimmer wurde entschlossen wir uns trotzdem weiterzugehen. Wir gelangten zu einem Zeltplatz, überquerten einen Bach und kamen schliesslich zum letzten Aufstieg, der eine knappe Stunde dauerte.

Der schöne Bach den wir überquerten

Der schöne Bach den wir überquerten

Oben angekommen war ich dann ein wenig enttäuscht. Der Fitz Roy, der Grund warum alle hierher wanderten, war irgendwo im dichten Nebel versteckt. Ich hatte das erwartet aber das Wetter hatte mir einen Strich durch die Rechnung gemacht:

Die Laguna de los Tres im Nebel

Die Laguna de los Tres im Nebel

Naja, von der positiven Seite betrachtet hüllte der Schnee die Wanderung in eine ganz spezielle Atmosphäre und auch wenn wir schlussendlich nicht viel sahen konnten wir wenigstens einen Schneemann bauen:

Die Dreidimensionalität kannst du dir denken

Die Dreidimensionalität kannst du dir denken

Loma del Pliegue Tumbado

Diesen interessant benannten Hügel bestieg ich an meinem letzten Tag in El Chaltén. Anders als die anderen beiden Wanderungen ging es auf diesem Pfad ausschliesslich aufwärts.

Aufwärts

Aufwärts

Anders als bei der Laguna de los Tres hatte ich an diesem Tag perfektes Wetter. Die erste Hälfte des Weges führte mich durch einen ruhigen Laubwald. Ich begegnete Kühen und Hasen und hatte oft einen super Ausblick auf den Fitz Roy und das umliegende Gebirge.

Den Fitz Roy immer im Blick

Den Fitz Roy immer im Blick

Nach einer Weile gelangte ich zur Baumgrenze und von da an war das Gelände steinig und war nur von niedrigen Büschen bewachsen. Zu guter Letzt gelangte ich zum eigentlichen Hügel.

Da hoch? Wirklich?

Da hoch? Wirklich?

Der sah von unten ziemlich steil aus und war es dann auch. Doch etwa eine Stunde später stand ich ganz zu oberst und die Aussicht war schwer zu überbieten.

Auf der einen Seite gab es den Lago Viedma in der Ferne zu bestaunen:

Aussicht vom Loma del Pliegue Tumbado

Aussicht vom Loma del Pliegue Tumbado

Auf der anderen Seite konnte ich die Laguna Torre nun aus einer ganz neuen Perspektive bewundern:

Die Laguna Torre und umliegendes Gebirge

Die Laguna Torre und umliegendes Gebirge

Fazit

Und das war mein Ausflug ans Ende der Welt. Ehrlich gesagt hatte ich es mir besser vorgestellt. Damit will ich nicht sagen dass es sich nicht lohnt; Die Natur ist einzigartig und gerade der Perito Moreno Gletscher bietet einen einmaliger Anblick. Ich hatte einfach zu hohe Erwartungen denke ich. Vieles war mies organisiert und funktionierte nicht wie es sollte, häufig musste ich Hostels und Transport Tage im voraus buchen da sonst alles ausgebucht sein würde. Ich reise ja lieber spontan. Der Wind, scheiss WiFi und die hohen Preise halfen auch nicht gerade. Trotzdem: Ich habe viele coole Leute getroffen am Ende der Welt und die Region muss man einfach gesehen haben. Aber einmal reicht.

Mehr Bilder vom Perito Moreno Gletscher

Mehr Bilder von El Chaltén

1 Kommentar

  • Marlis Camenzind sagt:

    Hallo Stefan,
    danke dir für die sehr schönen Bilder und sehr interessanten Berichte von deiner grossen Reise.
    Bei uns ist es im Moment so richtig Winter mit Temperaturen bis minus 8 Grad.
    Wir hoffen, es geht dir gut und du geniesst es immer noch. Für das Jahr 2017, das auch schon wieder mehr als zwei Wochen alt ist, wünschen wir dir viel Glück und viele schöne Erlebnisse und viel Gesundheit und schicken dir viele Engel, die dich beschützen.
    Alles Liebe aus der schön, verschneiten Schweiz senden dir

    Marlis und Ruedi

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