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Der Stein der nicht so Weisen von Guatape

Es war einmal ein Stein. Ein sehr, sehr, sehr grosser Stein. Der hatte es leid immer von seinen hartherzigen Geschwistern rumgeschubst zu werden, also wanderte er aus seinem Zuhause in den Anden aus. Doch irgendwo auf dem Weg stiess er sich seinen imaginären Zeh, fiel hin und stand nie wieder auf.

Der Stein von Guatape

Der Stein von Guatape

Viel viel später, der Stein war nun zu 2/3 von Erde bedeckt, kamen die ersten nicht so weisen Menschen vorbei und weil sie sich gerade so kreativ fühlten als sie den Stein zum ersten Mal erblickten nannten sie den Stein „den Stein“. Es dauerte nicht lange, da beteten sie den Stein an, schliesslich war der Stein ein grosser Stein.

Das ging eine Weile ganz gut, bis schliesslich die nicht so weisen Spanier auftauchten und beschlossen dass ein Stein in ihrer Religion etwa soviel zu suchen hat wie ein Känguru in Alaska. Sie bauten sie zwei Dörfer in der Umgebung, beteten ihre steinernen Kirchen an und von da an hörte man von den Einheimischen nicht mehr viel.

Die Kirche von Guatape

Die Kirche von Guatape

Eines dieser Dörfer ist Guatape, ein farbenfrohes kleines Nest, dass du in fünf Minuten besichtigen kannst. Heute ist das Dorf bei den (neuen) Einheimischen sehr beliebt als Wochenendausflug von Medellín.

Farbenfrohes Guatape

Farbenfrohes Guatape

Wenn du nicht zwei Stunden am Schalter im Busbahnhof von Medellín anstehen musst wie ich und keine zwei weiteren Stunden im Stau stehst wie ich brauchst du für die Strecke nur etwa zwei Stunden. Da angelangt wirst du bald bemerken dass das Dorf umringt ist von Parkplätzen, die fast genauso viel Fläche einnehmen wie das Dörfchen selber. „Beliebt bei Einheimischen“ da hast du’s.

Entlang des Ufers des Sees der verwinkelter nicht sein könnte führt die Hauptstrasse an der jeden Abend aber vor allem am Wochenende Kirmes-Stimmung herrscht. Es gibt Luftburgen, eine Zip-Line und natürlich allerlei Stände die Grümpel verkaufen den kein halbwegs schlauer Bewohner dieser Welt jemals brauchen wird. Aber es gab auch Essensstände, zum Beispiel einen der Waffeln verkaufte, für umgerechnet CHF 2.50.

Das überlegte ich mir nicht zweimal

Das überlegte ich mir nicht zweimal

Aber zurück zum Stein. Die neuen Einwohner der Region beteten den Stein nicht mehr an, doch sie wollten ihn besteigen, wieso auch immer, und einige Generationen später, 1954 wurde der Stein erstmals erklettert.

Die Aussicht vom Stein

Die Aussicht vom Stein

Den Typen, denen das gelang fanden die Aussicht so spektakulär dass sie es überall herum erzählten und es dauerte nicht lange da wurde eine gigantische Treppe gebaut, sodass noch viel viel mehr nicht so weise Menschen da hinaufsteigen konnten und sogar ein Turm wurde auf dem Stein errichtet.

Die Treppen auf den Stein

Die Treppen auf den Stein

Nun bemerkten die nicht so weisen Einwohner der Gegend, dass diese Leute gutes Geld bezahlten um Treppen zu steigen. Erinnerst du dich an die zwei Dörfer? Das noch nicht erwähnte Dorf ist El Peñol, ein Dorf das an Guatape grenzt. Der Stein liegt genau auf der Grenze oder nein, eigentlich nicht. Der Stein liegt definitiv, komplett und eindeutig im Gebiet von Guatape, doch die beiden Dörfer stritten sich trotzdem, wer die Einnahmen bekommen sollte.

Oben auf dem Stein

Oben auf dem Stein

Um den Streit ein für alle Mal für sich zu entscheiden beschlossen die überhaupt nicht weisen Bewohner von Guatape den Stein zu beschriften, wie ein Hund der an einen Hydranten pinkelt um sein Revier zu markiern. GUATAPE sollte da stehen auf dem Fels, beschlossen sie, voll in Grossbuchstaben, damit niemand mehr behaupten würde der Stein gehöre zu El Peñol, es würde ja nun GUATAPE draufstehen, ein schlagendes Argument.

Schreibt doch NEUENKIRCH drauf

Schreibt doch NEUENKIRCH drauf

Also legten sie los. Zuerst malten sie das riesige G, das brauchte natürlich einige Zeit und die genügte damit die Leute von El Peñol erkannten was da vor sich ging. Also rannten sie schnurstracks zum Stein wo sie bereits am U arbeiteten. Als sich da immer mehr Leute am Stein versammelte bekam der Maler kalte Füsse und brach die Aktion ab. Nun stand da GI und GI steht da heute noch.

Oder NEUENGIRCH?

Oder NEUENGIRCH?

Aber das lässt sich nur von El Peñol aus sehen, was für ein Sieg für Guatape.

Wie immer gibt es weitere Bilder in der Galerie.

 

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