Meine Weihnachtsgeschichte 2016 spielt in einem kleinen Dörfchen mit rund 14000 Einwohnern namens Pucón in der Seenregion von Chile. Ausser Seen gibt es hier vor allem eines: Vulkane. Bevor ich nach Pucón kam war ich noch ein wenig besorgt ob ich wirklich einen dieser schneebedeckten Kegel besteigen wollte, doch sobald ich den Villarrica zum ersten mal sah wusste ich, dass ich da hoch wollte.
Nach ein paar Tagen Ausruhen in Pucón beschloss ich, dass die Zeit gekommen war. Noch kannte ich praktisch niemanden doch das würde sich bald ändern. Ich fragte in meinem Hostel ob sie die Tour anboten und ich wurde rasch zu einer Firma weitergeleitet, wo ich ein paar Minuten später meine Sachen anprobierte. Diese Wanderung würde nämlich nicht einfach eine ganz normale Wanderung sein, denn wie bereits erwähnt ist der Villarrica ganzjährig mit Schnee bedeckt. Zur Ausrüstung gehörten eine spezielle Hose und Jacke, Helm, Rucksack, Steigeisen, Eispickel und spezielle Schuhe mit 3cm+ Profil.
Als ich am nächsten Morgen um sechs Uhr aufstand war es bewölkt und ich ahnte das schlimmste, doch eine halbe Stunde später brachen wir auf. Wir setzten uns in den Mini VAN und fuhren zum Fuss des Vulkanes. Irgendwo auf dem Weg mussten wir die Wolken durchbrochen haben, denn plötzlich war der Himmel stahlblau und die Wolken unter uns.
Wir stiegen aus, montierten die Helme und liefen los. Für die ersten zwei Stunden gab es keinen Schnee und wir liefen vor allem auf Kies entlang ein paar Skiliften. Es gab die Option den Skilift zu nutzen für die ersten paar hundert Höhenmeter doch niemand machte gebrauch davon.
Kurz bevor wir die Schneegrenze erreichten kamen wir an der Station eines weiteren Skilifts vorbei, allerdings waren davon nur ein paar Mauern übrig geblieben. Die Station wurde bei einem der unregelmässigen Ausbrüche des aktiven Vulkans zerstört.
Beim Schnee angekommen montierten wir die Steigeisen, uns wurde erklärt wie wir die Eispickel zu verwenden hatten und wie wir uns verhalten sollten falls wir fallen sollten. Dann gings in Einerreihe im Zickzack durch den Schnee immer weiter hoch. Wir gingen langsam doch das war mir recht.
Als wir schliesslich fast zu oberst waren hielten wir an und deponierten unsere Rucksäcke. Die Guides erklärten uns, dass aus dem Vulkan giftige Dämpfe steigen würden (Sulfur) und wir deshalb Gasmasken tragen mussten.
Wir montierten also die Gasmasken und stiegen die letzten drei Minuten hoch zum Krater, welcher wirklich nur ein rundes dampfendes Loch war. Mit etwas Glück kann man da Lava sehen, doch wir sahen nichts.
Wir stiegen wieder herunter, genossen noch ein wenig die Aussicht und dann war es auch schon Zeit für den Abstieg.
Nur liefen wir nicht sondern schlittelten. Wir bekamen sowas wie grosse Plastik-Teller worauf wir uns setzen konnten um in Vertiefungen im Schnee den Vulkan hinunterzuschlittern.
Leider konnte ich davon keine Bilder machen, da ich für diese Aktivität den Eispickel mit beiden Händen halten musste. Zum Bremsen rammst du den Pickel in den Schnee, ganz einfach.
Als wir wieder bei der Schneefallgrenze waren brauchten wir nur noch etwa eine halbe Stunde bis zum Parkplatz.
Während der Wanderung hatte ich viel mit einem der Guides geredet welcher, wie sich herausstellte, mit dem Hostelbesitzer befreundet war und auch oft im Hostel chillte. Über ihn lernte ich dann viele andere Hostelbewohner kennen und auch die „Angestellten“, die da arbeiteten und im Austausch ein Bett bekamen. Mit ihnen unternahm ich in der nächsten Woche allerlei Abenteuer.
Diese Abenteuer konnten allerlei Formen annehmen. Mit jemandem besuchte ich zum Beispiel einen kleinen Aussichtspunkt nur ein paar Minuten vom Hostel, wo wir für mehr als eine Stunde sassen und redeten.
Ein andermal wollten wir die Halbinsel vor Pucón erkunden, erkannten dann aber schnell dass die komplett privat war. Stattdessen liefen wir am Strand entlang und als der Strand endete und von einem schmalen Pfad durch den Wald abgelöst wurde liefen wir einfach weiter, bis er bei diesem schönen Feld endete:
Mit einer ganzen Gruppe von Leuten ging ich an einem Abend zum Strand um den Sonnenuntergang zu sehen, der etwa um neun Uhr stattfand. Das ging natürlich nicht ohne Bier und Wein.
Schliesslich besuchten wir auch noch einen Wasserfall, den wir fast zwei Stunden lang suchen mussten bevor uns ein paar Einheimische den Weg wiesen.
Aber die Suche war halb so schlimm, denn die Region war sehr schön.
Und dann war auch schon…
Weihnachten
Bei 20°C kommt so überhaupt kein Weihnachtsgefühl auf und viel dekoriert wurde auch nicht, doch das Hostel gab sein bestes. Am 23. wurden Zettelchen verteilt mit Namen drauf und für die Person, die du ziehst musst du ein Weihnachtsgeschenk besorgen. Ich verschenkte ein Gedicht und bekam eine Flasche Wein mit einem selbstgemachten Etikette.
Wenn du bedenkst, dass das komplett vom Gedächtnis gezeichnet wurde ist das nicht mal schlecht. Aber ich erkenne mich trotzdem nicht 😉
Zum Glück waren gleich zwei Besucher des Hostels Koch von Beruf und standen den ganzen Tag in der nicht sehr gut ausgestatteten Küche, was in sicher sieben verschiedenen Gerichten resultierte wovon ein riesiger Truthahn nur eines war.
Doch das beste war der Nachtisch: Karamelisierte Birne mit Schokoladen- und Vanillesauce und dann noch Apfelkuchen mit Eiscreme.
Wir sassen im Garten und assen all das leckere Zeug, redeten und tranken Bier.
Zum Abschluss hier noch mein Gedicht das ich verschenkte, in Englisch. Übersetzen kann ich es leider nicht, sonst würde es sich ja nicht mehr reimen.
A Christmas Story
What the hell is going on?
There has to be something wrong!
Twenty degrees all day long
but someone sings a Christmas song?
Where’s the cold? Where is the snow?
Is this Christmas? I say no!
Not even a Christmas tree,
and look out there, can you see?
Santa on the chimney, pretty mad
now he falls down, is very sad.
„Fuck this!“, he screams to the sky,
calls his reindeers, shouts „Goodbye!“
Christmas? That doesn’t feel like it.
But let’s make the best of it.
We don’t need Santa today.
He’s imaginary anyway.
Fuck the snow and bad weather,
Christmas on the beach? Way better!
Gifts? We can make them ourselves,
and then be each others elves.
„What about the tree?“, you ask.
Hmm… „Maybe weed does the task?“
Some friends, some drinks and some meat,
for Christmas, that’s all you need.
In the morning you’ll feel ill,
your mood will quickly go downhill.
But then you’ll look back and see
the best christmas ever, without a tree.
Frohe Weihnachten!
In der Galerie gibt’s noch mehr Bilder.
2 Kommentare
Hallo Stefan
Ich wünsche dir auch noch ein guter Start ins neue Jahr
Eine tolle Weinachten hattest du ja schon. Wenn es ums Feiern geht sind die Südamerikaner besonders begabt. Ich nehme an, dein Spanisch ist schon sehr gut. Wollen immer noch alle Chilenen unbedingt Englisch sprechen?
Auf einem Foto sehe ich den Vulkan Lanin ganz in der Nähe, dies ist auch so ein schöner Vulkan, jedoch noch viel höher.
Grüsse dein Götti Bruno
Hoi Götti.
Ja der Lanín ist da ganz in der Nähe, den werde ich aber nicht besteigen, der VIllarrica war mir genug 🙂 Nein die Chilenen sprechen mit stolz Spanisch, Englisch ist wenig verbreitet und auch nicht sehr begehrt.
Ich wünsche dir ebenfalls ein schönes neues Jahr!
Gruss aus Puerto Varas
Stefan