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Lernen im Regen zu tanzen

Während meinem sechstägigen Aufenthalt in Coron habe ich so einiges unternommen. Das Wetter versuchte dabei die Rolle des Spielverderbers zu spielen, allerdings ohne viel Erfolg. Der Regen hier ist warm, das Meerwasser auch, nass wird man sowieso und die Küsten, Strände und Wälder sahen auch bei Regen bezaubernd aus.

Unser Kajak im Regen

Unser Kajak im Regen

Als ich in Coron ankam hatte ich zunächst das Gefühl dass der Ort total heruntergekommen war. Bei etwas genauerem Hinsehen bemerkte ich aber, dass die Stadt sehr sauber und voll von freundlichen, hilfsbereiten Menschen ist. Die Bauweise vieler Häuser (oder eher Hütten) ist etwas gewöhnungsbedürftig, hat aber ihren ganz eigenen Charm.

Eine Gasse in Coron

Eine Gasse in Coron

Schon als ich noch in Indonesien war habe ich gehört, dass man in Coron einen super Kajak-Ausflug machen kann. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.

Bereits am Vortag wollten wir, ich und mein neuer, im Hostel getroffenen Freund, ein Kajak mieten, konnten jedoch in ganz Coron kein einziges verfügbares Kajak mehr finden. So verschoben wir den Plan um einen Tag und brachen da etwas früher vom Hostel auf. Diesmal klappte alles reibungslos. Gleich beim ersten (und billigsten) Anbieter bekamen wir unser Kajak. Ich war bis dahin noch nie Kajak gefahren, hatte den Dreh aber recht schnell raus. Anstrengend war es aber trotzdem, und dass es kurz nach Aufbruch zu regnen begann half auch nicht gerade.

Maquinit Hot Springs

Maquinit Hot Springs

Wir fuhren zu den Maquinit Hot Springs um im warmen Wasser auf die Sonne zu warten. Die heissen Quellen von Coron liegen etwas entfernt vom Stadtzentrum und können auf dem Land- oder Wasserweg erreicht werden. Mit zwei wirklich heissen Becken werden sie ihrem Namen gerecht. Die Quellen sind direkt am Meer gelegen, wo man sich nach einem heissen Bad abkühlen oder aber auch mit dem Kajak an- und ablegen kann.

Nach etwa einer halben Stunde konnte es weitergehen. Wir verliessen die Küste der Busuanga-Insel und fuhren entlang einer kleinen Inselgruppe zur Coron-Insel. Ja, Coron liegt verwirrenderweise nicht auf der Coron-Insel sondern auf der Busuanga-Insel. Wenn wir zurückschauten konnten wir das Hollywood-mässige „CORON“-Logo und das Kreuz auf dem Mount Tapyas erkennen, der gleich hinter dem Städtchen liegt.

Der Mount Tapyas von unten

Der Mount Tapyas von unten

Die ganz begeisterten besteigen den Mount Tapyas zum Sonnenaufgang, für alle Anderen reicht auch ein paar Stunden später. Ich brauchte für die 724 Stufen etwa zwei Stunden, normal ist aber zwanzig bis dreissig Minuten. Grund für mein unterirdisches Tempo war, natürlich, das miese Wetter. Glücklicherweise gab es entlang des Weges einige Unterstände mit Bänken, wo ich lesend auf das Ende des Regens wartete. Einmal oben angekommen wird man mit einer super Aussicht über Coron, Coron Island und die umliegenden Inseln belohnt.

Die Aussicht vom Mount Tapyas

Die Aussicht vom Mount Tapyas

Nun waren wir aber auf der anderen Seite, an der Küste der Coron-Insel angekommen und es begann erneut zu regnen. Nach einer Weile suchten wir bei einem winzigen Strand Schutz. Dieser Strand war kaum der Rede wert und bei weitem nicht mit den weissen Stränden der Malcapuya- und Banana-Insel zu vergleichen die wir am Vortag besucht hatten.

Der weisse Strand der Malcapuya-Insel

Der weisse Strand der Malcapuya-Insel

Eigentlich hätte die Tour aus drei Inseln bestehen müssen, doch da wir selbstverschuldet (wir suchten ein Kajak…) erst recht spät am Morgen starteten empfiehl uns unser Guide eine der Inseln wegzulassen um mehr Zeit für die anderen beiden Inseln zu haben. Diesem Rat folgten wir und fuhren direkt zur Malcapuya-Insel. Schnorcheln, Schwimmen, Basketball spielen und Relaxen war angesagt. Entlang des wunderschönen Strands mit weissem Sand reihten sich wie häufig in den Philippinen kleine, offene Hüttchen mit eingebauten Bänken und Tischen, streunende Hunde schauten einen aus traurigen Augen an wenn man sein Sandwich auspackte.

Aussicht auf der Banana Island

Aussicht auf der Banana Island

Etwa eine viertel Stunde von der Malcapuya-Insel entfernt befand sich dann die Banana-Insel. Im Gegensatz zur Malcapuya-Insel schien die Infrastruktur hier etwas besser ausgebaut zu sein: Es gab hüttenähnliche Häuser die man zum Übernachten mieten könnte, eine Stereoanlage spielte Reggae und Rock und Hängematten waren zwischen den Palmen aufgehängt. Auch hier gibt es unter Wasser so viel zu sehen wie darüber.

Hängematte gefällig?

Hängematte gefällig?

Auch bei diesem Ausflug hatte es geregnet, jedoch bei weitem nicht so viel wie am Kajak-Tag. Der Regen wollte nicht mehr aufhören während wir am Mini-Strand unser Mittagessen zu uns nahmen, war aber auch nicht besonders stark, so brachen wir bald wieder auf und fuhren zur Bucht vor dem Kayangan-See, den wir bereits vor einer Tour kannten.

Die Bucht vor dem Kayangan-See

Die Bucht vor dem Kayangan-See

Da, bei der Tour, hatte die Bucht wesentlich idyllischer ausgesehen, mit typisch hellblauem Wasser und Allem. Um zum See zu gelangen muss man erst die etwa 150 Stufen erklimmen. Oben angelangt erhält man einen wunderschönen Ausblick über die Bucht unten und bekommt die Gelegenheit Fotos zu schiessen.

Oben angekommen

Oben angekommen

Danach geht es weitere 150 Stufen nach unten, wo der faszinierende Süsswassersee wartet. Da gab es einen Steg entlang des Ufers, eine winzige Unterwasserhöhle und keine Affen. Perfekt.

Der Kayangan-See

Der Kayangan-See

Nun wollten wir da aber nicht ein zweites Mal hin, schon gar nicht bei so beschissenem Wetter. Eigentlich wollten wir noch zum Baracuda Lake und zur Twin Lagoon, nun begann es aber richtig zu stürmen. Weil wir zunächst keinen Ort fanden wo wir unser Kajak hätten festmachen können und zu faul waren bei strömendem Regen etwas zu suchen fuhren wir einfach unter eine Holzhütte die auf Stelzen im Wasser stand.

Als das Wetter nach etwa einer Stunde immer noch nicht besserte entschlossen wir uns den Baracuda Lake und die Twin Lagoon wegzulassen. Den ganzen Weg nach Coron zurück zu paddeln hatten wir aber beide auch keine Lust, also fragten wir bei immer noch strömendem Regen bei den etwa zehn Schiffen herum, ob uns jemand (inklusive Kajak) zurück nach Coron mitnehmen könnte.

Der Blick aus der Hütte (Kajak unten)

Der Blick aus der Hütte (Kajak unten)

Kurz darauf erklärte sich ein alter Fischer und sein fast so alter Kumpane bereit uns für 300 Pesos (6 CHF) auf seinem Bötchen zu transportieren. Das Schiff hatte leider weder Dach noch Benzin doch das Kajak war dafür umso schneller aufgeladen. Eine kurze geruderte Strecke später wurden wir gebeten zu warten, bis der nicht-ganz-so-alte Fischer mit dem Benzin zurückkehrte. Als er nach fünf Minuten zurückkam war ich so nass wie es überhaupt nur geht und ich entschloss mich, dass es mich nicht mehr interessierte, nasser würde ich sowieso nicht mehr. Dann begann die kalte, nasse, windige, zwanzigminütige Fahrt zurück nach Coron. Die Fischer wurden auch komplett durchnässt, diese schien das jedoch überhaupt nicht zu kümmern. Wahrscheinlich wurden sie zurzeit, in der Regenzeit, täglich vom Regen einmal komplett durchgewaschen. Das Wetter besserte auch während des Rests des Tages nicht mehr, so wären wir ohne die Fischer wohl noch lange unter der Holzhütte auf unserem Kajak gesessen.

Coron, wenn es mal nicht regnet

Coron, wenn es mal nicht regnet

Man könnte nun den ganzen Kajak-Tag als Fehlschlag betrachten, allerdings hatten wir sehr viel Spass und die Rückfahrt war ganz schön abenteuerlich. Im Rückblick geht es nicht darum wie kalt oder verregnet oder fehlgeschlagen der Tag war, sondern alleine um die Erinnerung die man davon hat. Und wäre schön Wetter gewesen und wir wären auf normalem Weg zurückgefahren würde ich mich wahrscheinlich bald nicht mehr an den Tag erinnern. So allerdings war der Tag aussergewöhnlich und ich werde mich noch lange an die stürmische Überfahrt mit den kauzigen Fischern erinnern können.

Wie Vivian Greene mal schrieb:

Life isn’t about waiting for the storm to pass…It’s about learning to dance in the rain.

„Im Leben geht es nicht darum zu warten, dass das Unwetter vorbeizieht, sondern zu lernen im Regen zu tanzen.“

Manchmal kann man das ganz wörtlich nehmen.

Wie immer gibt es weitere schöne Bilder auf Flickr.

2 Kommentare

  • Edith sagt:

    Hallo Stefan

    Danke für deinen eindrücklichen Beitrag.
    Ein wahrlich schönes Fleckchen Erde, was du dir hier ausgesucht hast. 🙂

    Im Regen zu tanzen….eine schöne Erkenntnis gell?
    Welch ein Abenteuer mit den beiden Fischern. Ja das sind genau die Erlebnisse die haften bleiben.

    Ich wünsche dir weiterhin bei stürmischen Abenteuer, im Regen zu tanzen.
    Mache einfach immer das Beste daraus. 🙂

    Herzlichst
    Mami

  • Beni Baumeler sagt:

    Hoi Stefan

    Super Bericht, schön, dass du das so locker nimmst.

    „Im Rückblick geht es nicht darum wie kalt oder verregnet oder fehlgeschlagen der Tag war, sondern alleine um die Erinnerung die man davon hat.“

    So ist es.

    Liebe Grüsse – Papi

1 Trackback


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