Chalets säumen die gepflasterten Strassen, ein Bernhardiner sitzt neben neben einer Confiserie, schaut hoch in die schneebedeckten Berge, dann über den Lago Nahuel Huapi der genausogut der Vierwaldstättersee sein könnte und fragt sich „Wo bin ich denn hier gelandet?“
Schon in Nicaragua habe ich von dieser argentinischen Kleinstadt gehört, die eigentlich zur Schweiz gehören sollte. Bariloche sieht wirklich aus wie ein Schweizer Dörfchen, Engelberg vielleicht? Doch die Bewohner versuchen auch sehr, es so aussehen zu lassen, der Bernhardiner ist schliesslich nicht selber ausgewandert.
Die Berge allerdings sind nicht ausgewandert, die waren schon immer da und können es mit den Schweizer Alpen allemal aufnehmen. Und die Seen erst!
Fahrradtour
An den ersten beiden Tagen, welche ich in Bariloche war, war es saukalt und es windete mich fast in den See hinaus, was zwar zur „Schweiz“ passt, allerdings habe ich deshalb auch nichts unternommen.
Erst am dritten Tag nahm ich den Bus westwärts und eine halbe Stunde später stand ich am Fuss des Cerro Campanario. Da gibt es eine Seilbahn für Schwächlinge, alternative kannst du auch hochlaufen und mit etwas Glück und Ausdauer bist du schneller oben als dass wenn du für die Seibahn angestanden wärst.
Zuoberst siehst du Gebirge und Seen in alle Richtungen und ich konnte schon die Route ausmachen, welche für den Rest des Tages bestimmt war.
Ich stiefelte den Hügel wieder hinunter und fünf Minuten von der Seilbahnstation entfernt entdeckte ich genau was ich gesucht hatte: Ein Fahrradverleih. Vierundzwanzig Stutz wollten die für das Fahrrad, fünf mal mehr als in Thailand, aber mir blieb ja nichts anderes übrig.
Ich radelte also los und es ging erstmal abwärts bis zu einer Brücke, wo ein Kiesweg von der Hauptstrasse abzweigte mit einem grossen Schild „Colonia Suiza“. „Das hört sich interessant an“, schlussfolgerte ich und folgte dem Schild. Zwanzig Minuten später kam ich bei dieser Schweizer Kolonie an, doch viel gab es da nicht zu sehen. Ich entdeckte einen winzigen Strand und einige eingezäunte Grundstücke mit „privado“-Schildern am Tor, doch das war auch schon alles.
Leicht angepisst kehrte ich um, fuhr am „Colonia Suiza“-Schild vorbei und es ging aufwärts. Schliesslich erreichte ich den „Punto Panorámico“, ein Aussichtspunkt bei welchem ich vor Allem den Lago Moreno bestaunen konnte.
Ich fuhr weiter bis kurz vor einer Brücke und mampfte mein Mitagessen (Sandwiches, Restaurants sind hier viel zu teuer) am See.
Am Nachmittag wollte ich eigentlich den Cerro Llao Llao besuchen, doch der Fahrradverleih bläute mir ein ich solle das Fahrrad auf keinen Fall zurücklassen, auch nicht abgeschlossen, denn in der Region gäbe es gemeine Velodiebe. Und da ich auf keinen Fall mein überteuertes Fahrrad dreihundert Höhenmeter hinaufschieben wollte brauchte ich einen neuen Plan. Ich entdeckte einen schönen Weg entlang des Sees wo ich mein Fahrrad zwar auch stossen musste, doch es ging nicht aufwärts.
Stattdessen führte der Weg durch einen schönen Wald wo mir während etwa einer Stunde vielleicht fünf Leute begegneten.
Zurück auf der Strasse radelte ich auf der anderen Seite des Sees, wo es nicht mehr viel zu sehen gab, zurück zum Fahrradverleih. Die gesamte Fahrradtour dauerte vielleicht fünf Stunden, ist recht bekannt und nennt sich „Circulo Chico“.
Refugio Frey
Am Tag darauf stand ich extra früh auf, doch der Bus lies auf sich warten. Als er schliesslich um die Ecke bog stieg ich ein und wir tuckerten eine knappe halbe Stunde nach Villa Catedral, welches im Winter der Hauptort des lokalen Skigebiets darstellt. Im Sommer geht es hier viel ruhiger zu, auf dem gigantischen Parkplatz standen nur ein paar wenige, verloren aussehende Autos.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Parkplatzes begann der Wanderweg und es dauerte nicht lange bis ich mich mitten in einem bezaubernden Wald befand. Doch schon bald lichtete sich der Wald und ich hatte eine hervorragende Aussicht über den Lago Gutiérrez und das gleichnamige Dörfchen auf der anderen Seite des Sees.
Der Pfad war flach und gut ausgebaut. Irgendwann führte er mich aber erneut in den Wald hinein und von da an ging es aufwärts. Für etwa zwei Stunden folgte ich weiter dem Pfad bis ich bei der Berghütte Refugio Frey ankam. Ich ass erneut Sandwiches während ich ein paar mutigen Kletterern beim Ausüben ihres Hobbys zusah.
Die Aussicht von der Berghütte war wirklich ausgezeichnet, doch als ich über den länglichen See hinter dem Haus schaute fiel mir auf, dass mein Weg ziemlich steil hinaufführte und quasi genau dieses atemberaubende Gebirge überquerte, welches ich gerade betrachtete.
„Vielleicht ist da hinten irgendwo ein Tal das ich von hier aus gerade nicht sehe“, dachte ich und begann den See zu umrunden. Doch nein, kein Tal, steil aufwärts, ohne wirklichen Pfad.
Nur markante rote Punkte versicherten mir, dass ich mich noch auf dem richtigen Weg befand. Ich war ein wenig verdutzt, weil der Pfad weiter unten so gut ausgebaut war und ich überlegte mir, ob ich nicht besser umkehren sollte. Doch ich hatte diesen Weg im Internet nachgeschaut und es hiess er sei in einem Tag machbar und ich hatte keinen Bock denselben Weg zurück zum Parkplatz zu nehmen.
Also machte ich mich auf den Weg. Meine Hände kamen nun genausoviel zum Einsatz wie meine Füsse, doch schliesslich kam ich bei der Laguna Schmoll an. Da sah ich auch, wohin mich der Weg als nächstes führen würde, nämlich über ein langes Stück Schnee, welches Spuren von Überquerungen von Wanderern vor mir aufwies.
Nun hatte ich bald keine andere Wahl mehr als vorwärts zu gehen, denn es war bereits etwa drei Uhr und ich war schon seit fünf Stunden unterwegs. Ich fragte zwei Typen die mir entgegenkamen ob ich überhaupt auf dem richtigen Weg war und wie weit es noch sei. Ich war froh, dass ich sie fragte denn für den Rest der Wanderung bis ich wieder ziemlich nahe bei Villa Catedral war sah ich keine Menschenseele mehr. Sie antworteten mir, dass ich wahrscheinlich noch etwa vier Stunden brauchen würde, nicht schwieriger würde als hier und mega schön sei.
Ich bedankte mich und lief weiter. Kurz darauf überquerte ich den Pass und ich sah eine ganz neues Panorama.
Für etwa zwei weitere Stunden lief ich parallel zum Kamm am Abhang entlang. Auch da gab es nicht wirklich einen richtigen Weg, sondern nur auf Steine aufgemalte Punkte. Sobald ich einen Punkt erreichte konnte ich den nächsten sehen, doch wie ich da hin kam blieb mir überlassen.
Schliesslich überquerte ich den Kamm erneut und stieg auf der anderen Seite wieder den Berg hinunter. Von hier an war die Wanderung sehr einfach, denn ich war nun im eigentlichen Skigebiet und ich konnte einfach den grösstenteils schneefreien Pisten folgen.
Um halb sieben war ich zurück beim Parkplatz, das macht dann acht Stunden, dreissig Minuten. Super Wanderung, doch ziemlich streng und ich würde sie nicht jedem empfehlen, da sie teilweise recht herausfordernd ist.
Bariloche ist ziemlich teuer, doch immer noch um einiges günstiger als Puerto Madryn, wo du 170.- bezahlst um „vielleicht“ Wale zu sehen. Naja, die Pinguine waren auch recht cool.
Ich habe (wieder einmal) eine Weile nichts geschrieben, Fotografiert habe ich aber trotzdem. Von daher gibt’s jetzt gleich ein paar Galerien:
Viel Spass beim stöbern!
2 Kommentare
Hallo Stefan
Vielen Dank, es ist immer sehr spannend zu verfolgen wohin deine Reisen führen. Ich bin von deinen tollen Fotos immer wieder aufs Neue begeistert. In Bariloche sieht es wirklich fast so aus wie in der Schweiz. Ich hoffe du hast weiterhin noch viele schöne Erlebnisse auf deiner Wanderschaft und wünsche dir schöne Weihnachten und dann einen guten Rutsch ins Jahr 2017, wo immer du dich dann gerade aufhältst.
Hebs guet met ganz velne liebe Grüess us de Schwiiz
Martha
Hoi Martha
Sorry habe den Kommentar etwas verhüeneret.
Schön dass dir der Blog gefällt und danke für die lieben worte. Ich wünsche dir und der ganzen Familie ebenfalls, naja, verspätet, schöne Weihnachten und alles Gute im Jahr 2017!
Grüsse aus Puerto Varas, Chile
Stefan