Als ich so an meiner Kartoffel knabberte fragte ich mich schon ein paar mal ob ich den Vulkan nicht doch lieber wieder hinunterlaufen sollte.
In einem extrem orangen Lastwagen sind wir eine Stunde lang durch Leóns unglaublich schöne Natur gefahren wie Soldaten, die in den Krieg zogen.
Als wir so vor uns hintuckerten erzählte der Guide, dass ein Typ namens Eric Barone diesen Vulkan mit einem Fahrrad hinuntergebrettert war und dabei alle seine Knochen sowie den Weltrekord für das schnellste Fahrrad brach. Mittlerweile ist dieser Rekord schon mehrmals wieder gebrochen worden, zuletzt von demselben Typen in Kanda, diesmal fuhr er 223 km/h.
Über eine Stunde waren wir dann diesen schwarzen Hügel hinaufgestiegen, bepackt mit diesen viel zu schweren Brettern, in unglaublicher Hitze.
Der aktive Vulkan hatte zu allem Überfluss auch noch die Heizung angestellt und alle Bäume abgefackelt, dass es auch ganz sicher keinen Schatten gibt. Die Heizung konnten wir fühlen, wenn wir den grauen Kiesboden etwa aufscharrten und den Boden anfassten. Dieser fühlte sich an wie eine Herdplatte, die gerade damit beschäftigt ist Rösti zu kochen.
Und da wir gerade von Esswaren reden: Am Vortag war der Guide bereits (mit einer anderen Gruppe Verrückter) hier hinaufgestiegen und hatte ein paar Kartoffeln vergraben. Diese hob er nun fachmännisch mithilfe einer Gartenschaufel wieder aus und verteilte sie an alle Kartoffelliebhaber der Gruppe.
Nachdem wir die Kartoffeln à la Vulkan verspeist hatten und genug Fotos vom Krater gemacht hatten spazierten wir zurück zum Basislager, wo wir unsere Bretter und Anzüge gelassen hatten.
Als wäre es nicht schon heiss genug, wurden wir nun angewiesen, die komplett orangen Anzüge anzuziehen. Eine grüne Schnorchelbrille, durch die man praktisch nichts sehen konnte gab es gratis mit dazu. Das nenne ich modebewusst.
Anschliessend verkündete der Guide, wie wir auf den ebenfalls orangen Brettern zu sitzen hätten, wie man steuert und dass man leider nicht bremsen kann ohne sich umzubringen.
Danach platzierte sich einer nach dem anderen professionell auf sein Brett und setzte die Brille auf, bevor er schlicht die Füsse hochhielt und den Berg hinunterschlitterte. Schliesslich war ich selber auch an der Reihe. Das mit dem wieder-runter-laufen konnte ich mir ausreden und generell sah das bei den anderen gar nicht so gefährlich aus. Dann kam das Signal und ich hob ebenfalls die Füsse hoch und dann beschleunigte ich auch schon.
Ich wurde schneller und schneller und konnte mehr oder weniger gar nichts sehen. So überfuhr ich mit geschätzte 60km/h beinahe den zweiten Guide, der in der Mitte Fotos machte (die ich leider nie erhielt, vielleicht weil ich ihn fast umgebracht habe…), dann sah ich plötzlich doch was, nämlich mein Vordermann. Mittlerweile schüttelte mich der unebene Boden kräftig durch, Navigieren war nur schwer möglich und ich kam dem orangen Männchen da vorne immer näher.
Schliesslich tat ich das letzte, was mir noch einfiel und rammte beide Füsse voll in den Boden. Anders als erwartet und anders als mir erzählt wurde flog ich nicht mit dem Kopf voran den Berg hinunter sondern bremste wuchtig ab. Massenhaft Kieselsteinchen flogen mir ins Gesicht und ich war plötzlich froh über die lächerliche Schnorchelbrille.
Die ganze Fahrt dauerte vielleicht eine halbe Minute. Unten angekommen waren meine Schuhe voll mit schwarzen Steinchen, mein Gesicht war schwarz, meine Hände waren schwarz, meine Beine und mein Rücken waren schwarz und auch nach fünf Minuten fielen immer wieder Steinchen aus meinen Haaren.
Als alle unten angekommen waren wurde eiskaltes Bier verteilt, dann sassen wir wieder auf den Militärlastwagen und wurden abtransportiert.
Ansonsten gibt es über León nicht sonderlich viel zu berichten. Es gab vor allem Kirchen. Es gab gelbe Kirchen,
rote Kirchen,
und weisse Kirchen,
kleine Kirchen
und grosse Kirchen.
Aber am eindrücklichsten war die Kathedrale (letztes Bild). Da konnte man auch rein gehen
und rauf gehen.
Da oben hatte ich eine super Aussicht auf den Platz vor der Kathedrale. Perfekt zum Leute beobachten.
León ist aber keine wirklich schöne oder spezielle oder sehenswerte Stadt. Es gibt wenige Restaurants, wenige Sehenswürdigkeiten (ausser den Kirchen) und generell ist weniger los als sich bei einer Stadt mit 145000 Einwohner vermuten liesse. Es ist heiss und die Luft steht still.
Deshalb wundere ich mich auch selber ein bisschen wieso ich da so lange (5 Nächte) geblieben bin. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich an sechs der zwanzig Tage zuvor 8+ Stunden in einem Bus sass und auch sonst ziemlich viel los war…
Jedenfalls bin ich jetzt in Nicaragua. Yay!
Wie immer gibt es weitere Bilder in der Galerie.
Zusätzlich habe ich noch ein paar wenige Bilder zu Rio Dulce (Guatemala) hochgeladen. Da habe ich einen wunderschönen Bootsausflug gemacht, das hat aber leier nicht für einen ganzen Beitrag gereicht.
Trotzdem kannst du auch diese Bilder jetzt in der Galerie bewundern.