Wenn du mich fragst ist Arbeiten ja viel lustiger wenn dir ein Lama dabei zusieht. Über drei Wochen war ich nun in Cusco und habe eigentlich nichts anderes gemacht als zu Arbeiten und die skurilen Frauen anzulächeln die mit ihren Baby-Lamas spazieren gehen.
Cusco
Fast jeden Morgen dieser drei Wochen erwachte ich um etwa acht Uhr in einem der drei Hostels, die ich in unregelmässigen Abständen wechselte, ass mein inbegriffenes Frühstück und schlürfte einen Kaffee dazu. Dann setzte ich mich auf die Couch die es in jedem der drei Hostels gab, öffnete mein Notebook und begann mit der Arbeit.
Die Arbeit war vor Allem Anfangs kompliziert aber immer spannend und ich lerne sehr viel. Ich gestalte Websites mit WordPress, was gut zu diesem Blog passt und was man diesem eines Tages hoffentlich auch ansehen können wird.
Sobald ich Hunger bekam, was normalerweise um etwa ein Uhr nachmittags geschah, stand ich auf und lief zu einem meiner Lieblingsrestaurants, das mir dann Crêpes, Philly Cheese Steak Sandwiches, Pizzas, All Day Breakfast oder sonst was leckeres zubereitete. Danach lief ich fast immer zum Starbucks wo ich den ganzen Rest des Nachmittag verbrachte. Ich war da nicht der einzige Stammkunde und schon bald fragten die Angestellten nicht mehr welchen Namen sie auf den Becher schreiben sollen.
Abends ging ich normalerweise zu Subway oder sonst einem Restaurant bevor ich zurück zu meinem Hostel schlenderte.
Alles in Allem ein recht durchschnittlicher Arbeitsalltag, bis auf den Ort. Cusco hat viel zu bieten und ich habe so gut wie nichts davon gemacht, und das ist auch okay so. Ich geniesse es wieder mal ein bisschen Routine zu haben, jedoch eine, die ich jederzeit ändern kann.
Doch um eine Attraktion kam ich dann natürlich aber doch nicht herum: Machu Picchu.
Ich überlegte mir lange, ob ich eine der vielen Wanderungen machen sollte die alle in der Inka Stadt enden: Den Inca Trail oder den Salkantay oder den Larsen Treck oder wie sie alle heissen, doch ich entschied mich schlussendlich dagegen und im Rückblick war es die richtige Entscheidung.
Also buchte ich an einem schönen Freitag Morgen mein Ticket für den Zug nach Machu Picchu Pueblo, ein Dorf gleich unterhalb von Machu Picchu, welches ich hier zur besseren Differenzierung bei seinem Zweitnamen Aguas Calientes nennen werde.
Der Zug, den ich buchte fuhr nicht direkt von Cusco sondern von Ollantaytambo, einem Dorf dessen Namen ich mir nie merken kann. Der Zug ist wohl der teuerste der Welt; Für eine Strecke von 42 Kilometern zahlte ich 65 Franken, ein Weg! Leider gibt es keine Alternative ausser zu laufen, was mehrere Tage dauert und noch teurer ist, denn eine Strasse gibt es keine.
Für hin und zurück zahlte ich also 130 Franken, was fast dreimal so viel ist wie der eigentliche Eintritt nach Machu Picchu: 44 Franken.
Ollantaytambo
Am nächsten Morgen stand ich also frühzeitig auf, deponierte den grössten Teil meiner wenigen Besitztümer im Gepäckraum des Hotels und lief zur Bushaltestelle, wo bereits Shuttles nach Ollantaytambo auf mich warteten. Zweieinhalb Stunden später und drei Franken ärmer kam ich in dem kleinen, touristischen Örtchen an. Es war etwa zehn Uhr und ich hatte wie geplant genug Zeit um mir die nahen „Ollantaytambo Ruinen“ anzuschauen bevor ich zum Zug musste.
Die Ruinen waren ziemlich eindrücklich und bestanden grösstenteils aus aus den Inka-typischen Terrassen und verschiedenen Gebäuden zu oberst.
Das weitläufige Gelände bot eine prächtige Aussicht über Ollantaytambo und das umliegende Gebirge, wirklich sehenswert!
Zurück im Dorf hatte ich immer noch rund zwei Stunden Zeit, bis mein Zug fuhr, also setzte ich mich in ein kleines Restaurant, wo mir ein kauziger Wirt Spaghetti servierte und später holte ich mir noch ein erstaunlich leckeres Eis vom Eismann, der sein klingelndes Wägelchen durch die Strassen schob.
Als es dann endlich Zeit war für den Zug schlenderte ich zum etwas entfernten Bahnhof, zeigte dem Pförtner mein Ticket und wurde zum Gleis gelassen. Für die Hinreise hatte ich mir den „Vistadome“-Zug gebucht, der zwar nicht luxuriös aber ein wenig besser war als der billigste Zug. Ich tat das, weil er genau zur perfekten Zeit fuhr und genau zu der Zeit gleich viel kostete wie der „billigere“ Zug. Etwas später fuhr der Zug dann auch ein und wir wurden auf Spanisch und Englisch gebeten einzusteigen.
Der teuerste Zug der Welt verfügte über bequeme Sitze und für jeweils vier Sitze gab es einen breiten Tisch. Die Zugfahrt war erstaunlich langweilig und zwar war das Tal durch das wir fuhren sehr schön, aber nicht wirklich was spezielles.
Nach einer Weile wurden von den Stewardessen Getränke nach Wahl und nicht wirklich leckere Salami-Sandwiches verteilt. Beim Essen fiel mir auf dass ich seit Thailand nicht mehr Zug gefahren bin. Züge sind auf dieser Welt leider nicht so verbreitet wie ich das gerne hätte. Sie sind viel bequemer und ruhiger und meist auch schneller als Busse und trotzdem einfacher und oft billiger als Flugzeuge.
Aguas Calientes
Nach eineinhalb Stunden fuhren wir im Bahnhof von Aguas Calientes ein. Rund um den Eingangsbereich des Bahnhofs gibt es einen kleinen aber sehr verwirrenden Markt, wo ich einfach mal keine Ahnung hatte in welche Richtung ich jetzt musste. Ich entschied mich aufs Geratewohl für eine Richtung und kam vorbei an Alpaca-Mützen und Alpaca-Pullis und Alpaca-Kochhandschuhen und Alpaca-Alpacas bis ich endlich raus fand.
Ich überquerte den Rio Urubamba und gelangte in den noch touristischeren Teil des Dörfchens, wo sich dutzende von Restaurants aneinanderreihten. Ich suchte und fand mein Hostel und mir wurde beigebracht wie ich am nächsten Tag am besten Machu Picchu besuchen würde. Ich hatte keinen Bock auf 10-Dollar-Burger also holte ich mir nur eine ebenfalls überteuerte Banane vom Minimarkt, die das Sandwich vom Zug passend ergänzte. Danach las ich noch ein Buch und ging schon bald schlafen, denn am nächsten Morgen würde es früh losgehen.
Regen
Morgens um vier ging es los. Ich stand auf und legte gleich meine ersten Höhenmeter zur Dachterrasse zurück, wo es ein durchschnittliches Morgenessen gab. Um halb fünf verlies ich dann das Hostel mit Sack und Pack und lief eine halbe Stunde die stockfinstere Strasse entlang zum Tor von Machu Picchu.
Es war so finster, ich konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Mehr als einmal war ich mir ziemlich sicher Augen im Gebüsch aufblitzen zu sehen aber wahrscheinlich waren es nur Glühwürmchen. Meine Stirnlampe hatte ich leider in Cusco vergessen, doch zum Glück war ich nicht der einzige der so früh unterwegs war, und alle anderen hatten natürlich Licht.
Beim Tor angekommen warteten bereits über hundert Besucher darauf, dass der Torwärter endlich aufsperrte. Wir warteten bis zehn nach fünf, doch dann baute sich die Schlange zügig ab. Sobald ich am Tor vorbei war begann es zu regnen, und zwar so richtig. Es hatte schon getröpfelt als ich noch in der Schlange stand, doch da hatte ich noch Hoffnung, dass es schnell wieder aufhören könnte.
Beim Tor begann die Zickzack-Strasse, welche der Bus (12.- ein Weg) nimmt. Einen Wanderweg gibt es ebenfalls, damit die Mutigen und Dummen, die sich entschlossen nach Machu Picchu zu laufen es ein wenig einfacher haben. Aus diesem Wanderweg wurde aber bald ein Bächlein und dann ein Flüsschen und dann musste ich fast aufwärts schwimmen. Als ich mit allen anderen, natürlich erst nach den ersten Bussen, oben ankam hatte ich nasse Hosen, nasse Schuhe ein nasses Eintrittsticket nach Machu Picchu und, wie ich bald feststellte, auch einen nassen Pass. Natürlich regnete es immer noch.
Es war zehn nach sechs Uhr morgens. Es warteten schon unzählige Menschen im Regen auf die Eröffnung von Machu Picchu für den heutigen Tag doch ich stellte mich zuerst mal mit ebenfalls unzähligen Menschen unter das Vordach des einzigen Hotels von Machu Picchu, wo man für 800.- pro Nacht logieren kann.
Kurze Zeit später fanden es dann einige Angestellten doch noch wichtig, bald aufzumachen und langsam strömten die ersten Menschen in die Inka Stadt. Also stellte ich mich auch wieder in den Regen, der zum Glück endlich weniger wurde und nach fünfzehn Minuten war ich ebenfalls an der Reihe. Dass man mein Ticket auswringen konnte und langsam auseinanderfiel schien die gestresste Angestellte nicht zu stören. Dass ich Essen (illegal) und PET-(illegal)-Wasserflaschen in meinem Rucksack (illegal) mitbrachte interessierte auch niemanden. Einfach weiter! Zu viele Menschen!
Machu Picchu
Dann war ich drin. Meine nassen Beine waren steif vom Warten und nahmen nur ungern ihren Dienst wieder auf. Meine Schuhe schmatzten bei jedem Schritt. An den ersten Lamas des Tages vorbei stieg ich gleich hoch zur Guardian Hut („Wächterhütte“) wo die ersten hundert Ergebnisse der Google Bildersuche zum Stichwort „Machu Picchu“ beheimatet sind.
Leider war der Nebel noch ziemlich dicht und da ich irgendwo gelesen hatte, dass man für Machu Picchu „eigentlich mindestens 1.5 Tage“ braucht folgte ich gleich dem erstbesten Schild, welches mich zur Inca Bridge („Inka Brücke) führte. Vorbei ging es an furchteinflössenden Abhängen beides mit und ohne Geländer bis der Weg nach etwa zwanzig Minuten an einer verschlossenen Holztür endete.
Dahinter konnte man die Brücke erkennen, wo man nicht drüber laufen kann und wo ich bei der Höhe und dem Alter der Brücke auch nicht rüber laufen wollen würde. Ich gähnte und kehrte um.
Die Sonne war noch nicht wirklich zum Vorschein gekommen, doch hier und da waren bereits ein paar blaue Flecken am Himmel zu sehen, doch ich war weiterhin klitschnass. Zurück bei der Hütte hatte ich ein wenig mehr Glück und konnte zum ersten Mal die Aussicht geniessen.
Als ich genug gestaunt hatte blieb mir immer noch mehr als eine Stunde bis ich den Montaña Machu Picchu („Machu Picchu Berg“) besteigen konnte, also machte ich einen Fehler. Ich ging runter ins eigentliche Ruinendorf Machu Picchu, schaute mich ein wenig um und genoss die ersten Sonnenstrahlen des Tages, was mir vor Allem die Hände dankten, die zuvor fast abfroren und einfach nicht trocknen wollten.
Als etwa eine Stunde rum war wollte ich zurück zur Hütte doch nun stand da beim Weg ein Wächter, der vorher nicht da stand. Ich ging an ihm vorbei, doch er rief mir zu „Hey Amigo!“ und deutete auf ein Schild, wo in Spanisch und Englisch draufstand: „ONE WAY“.
„Okay“, dachte ich und fragte den Wächter, wo ich wieder „hoch“ könne. Er antwortete ich solle zum Ausgang und von da wieder hoch und deutete nach unten. Ich kürzte den etwa einen Kilometer langen Rundweg etwas ab, was zum Glück kein Wärter sah, brauchte aber trotzdem noch gute zehn Minuten bis ich zum Ausgang kam. Da fragte ich einen weiteren Wächter, wo ich denn nun wieder hoch könne und er antwortete ich müsse zum Ausgang, also komplett raus aus dem Gelände und dann wieder rein. Das bedeutete, dass ich nochmal fünfzehn Minuten anstehen durfte, obwohl ein vielleicht zwanzig Meter langer Weg den Eingang und den Ausgang verband, doch: „ONE WAY“. Also ging ich raus und stand nochmal an. Toll.
Als ich dann endlich wieder drin war ärgerte ich mich über die halbe Stunde, die ich verloren hatte und ging vorbei an den Lamas gleich zum Eingang des Machu Picchu Bergs, wo man die Uhrzeit und ein Autogramm von mir wollte. Dann ging es aufwärts. Trepen und mehr Treppen und noch mehr Treppen.
Die Autogramm-Lady sagte mir hoch brauche man etwa zwei Stunden. Ich brauchte eine Stunde und zwanzig Minuten in denen ich nur Treppen sah, natürlich immer aufwärts. Es war ziemlich streng aber machbar und die Aussicht von Oben war Belohnung genug für die Strapazen.
Ich stieg die endlose Treppe wieder hinunter und obwohl da meine Beine vom Abstieg noch zitterten brach ich gleich auf mein nächstes Abenteuer auf, welches ich eigentlich gleich nach der Inca Bridge hätte unternehmen sollen anstelle im Dorf rumzulungern: Das „Sun Gate“ (Sonnentor). Es war nun etwa zwölf Uhr und passend zum Namen meiner Unternehmung zündete die Sonne nun ziemlich heftig vom Firmament und meine Hose war schon bald wieder trocken, meine Schuhe bevorzugten es jedoch nass zu bleiben.
Der Weg führte erneut aufwärts und war viel länger als der zur Inca Bridge, was ich nicht erwartet hatte. Ich war schon ziemlich fertig von, naja, Allem. So fand ich den Weg zum Sun Gate fast strenger als den zum Gipfel des Montaña Machu Picchu. Die kleine aber durchaus sehenswerte Ruine am Ende des Pfads bot beim Blick zurück ebenfalls eine prächtige Aussicht über Machu Picchu, wieder aus einer anderen Perspektive.
Der Rückweg fiel etwas leichter, doch meine Beine zitterten am Schluss trotzdem wieder. Zurück im Zentrum fand ich ein Lama, welches ebenfalls müde war.
Ich machte einen weiteren Abstecher zur Guardian Hut und bekam endlich die Aussicht geboten die ich mir vorgestellt hatte.
Ein Selfie war natürlich auch noch Pflicht.
Nun war es an der Zeit erneut runter ins Dörfchen von Machu Picchu zu steigen, denn ich war mir sicher, dass ich oben alles angeschaut hatte. Im Dorf gab es Tempel und Wohnhäuser und jenste andere Gebäude zu bestaunen oder das, was von ihnen noch übrig war.
Ausserdem grasten auf dem Gelände ebenfalls Lamas, welche hier besser erreichbar und deshalb auch streichelbar waren. Das Fell des von mir betatschten Lamas war fast so flauschig wie das vom Alpaca-Alpaca vom Marktplatz.
Das erledigt war es etwa halb drei Uhr Nachmittags und ich hatte mir schon bald alles angesehen was es anzusehen gab, war müde und hatte genug, also verliess ich zum zweiten und letzten Mal das Gelände. Ich überlegte kurz, ob ich runter den Bus nehmen sollte, bis ich den Preis für die schätzungsweise zwölfminütige Fahrt sah: 12.-!
Kurz darauf war ich wieder auf dem Pfad, den ich an diesem Morgen in Nacht und Nebel beschritten hatte. Diesmal musste ich nicht schwimmen und es dauerte nur etwa fünfundvierzig Minuten, bis ich wieder in Aguas Calientes ankam.
Hungrig gönnte ich mir eine schreckliche Pizza zu Touristenpreisen bevor ich zurück zum wohl teuersten Zug der Welt schlenderte.
Dieses Mal hatte ich die Holzklasse gebucht doch ich konnte keinen grossen Unterschied zum ersten Zug erkennen: Es gab zwar nur „Inca Corn“, ein peruvianischer Snack und kein Sandwich und es schüttelte etwas mehr als bei der Hinfahrt, doch das war mir einerlei.
In Ollantaytambo stieg ich erneut um auf ein Minibus und bald schon war ich zurück in meinem Hostel, wo ich eine leider-nicht-so-warme-Dusche nahm und um elf Uhr Abends liess ich mich endlich ins Bett fallen wo ich von eisverkaufenden Lamas in Regenmänteln träumte.
Fazit
Machu Picchu ist definitiv zu empfehlen und sicher ein Highlight von Peru, allerdings könnte ich dir eine ganze Reihe von Attraktionen meiner Reise aufzählen, die mir besser gefallen haben. Zum Beispiel Angkor Wat, Victoria Peak in Hong Kong, Bacalar in Mexiko und der Rinjani in Indonesien. Die vielen Touristen welche die Ruinen besuchen haben definitiv allen Grund dazu, doch finde ich trotzdem, dass der Hype grösser ist als nötig.
Ich verstehe, dass bei 2500+ Touristen pro Tag gewisse Regeln aufgestellt werden müssen um den Ablauf zu regulieren und das Wunder zu schützen aber einige Regeln sind einfach nur dämlich und nervig und über die Organisation von Machu Picchu kann ich wirklich nichts positives sagen.
Trotzdem haben mir die Inka-Ruinen sehr gefallen und wenn du die Gelegenheit dazu hast, solltest du dir Machu Picchu unbedingt ansehen! Nimm aber die grosse Geldbörse, viel Geduld und eine Regenjacke mit, sonst könntest du enttäuscht werden.
Viele weitere Fotos von zotteligen Lamas und bombastischen Aussichten gibt es in den zwei neuen Galerien: