Mit starkem französischen Akzent erklärte mir der etwas gestresste E-Bike-Verleiher wie ich Angkor Wat am besten erkunden könne. Neben sich hatte er ein Bier, von dem er ab und zu einen Schluck nahm. Es sei bereits sieben Uhr abends, hat er dazu gesagt, eigentlich hätte er schon Feierabend.
Vorbereitungen
Drei Tage, so lange will ich Angkor Wat besichtigen und die Transportmöglichkeiten sind Vielfältig: Zum Beispiel könnte man ein Tuk-Tuk mieten, für etwa 12$ pro Tag oder ein Fahrrad für 1$ pro Tag. Roller und Motorräder zu mieten ist in Siem Reap verboten. Ich hab mich für ein E-Bike für 10$ entschieden, weil ich die Wendigkeit und Flexibilität eine Fahrrades wollte, bei Temperaturen von 33°C jedoch keine Lust aufs Radeln hatte.
Ein Crash-Kurs im E-Bike-Fahren folgt dem Bier. Ich bemerke bald dass das „Bike“ mehr einem Roller gleicht als einem Fahrrad. Treten muss man nur wenn die Batterie fast leer ist, ansonsten wird das E-Bike gesteuert wie ein Motorrad. Bei einer empfohlenen Geschwindigkeit von 20km/h und Maximalgeschwindigkeit von 25km/h verspüre ich auch im lokalen Verkehr keine grosse Gefahr und habe den Dreh schnell raus.
Sonnenaufgang bei Angkor Wat
Eine kurze Nacht später stand ich um 04:30 Uhr auf um mir den Sonnenaufgang beim Angkor Wat anzuschauen und anschliessend möglichst viel Zeit auf dem riesige Tempelgelände zu haben. Am Ticketschalter wurde ich abgelichtet, das so entstandene Bild gleich auf mein Ticket gedruckt. Der Sonnenaufgang selbst war dann eher mittelmässig:
Die Sonne befand sich schon hoch über dem Horizont als sie endlich über den markanten Ruinen aufging, von Morgenrot weit und breit nichts zu sehen.
Spannend waren aber die vielen, wirklich sehr vielen Touristen, die sich alle um eine kleinen Weiher drängten, weil sich der Tempel so schön darin spiegelte.
Die Terrassen
Anschliessend zum Sonnenaufgang verliess ich Angkor Wat gleich wieder. Der Tempel selber war Hauptbestandteil eines anderen Tages. So fuhr ich, vorbei am South Gate, direkt zur Hauptattraktion des Tages: Angkor Thom, eine ganze Ansammlung von Tempeln und Ruinen.
Die zwei bekannten Terrassen, die Terrasse der Elefanten und die Terrasse des Lepra-Königs befanden sich gleich entlang der Strasse. An der Elefantenterrasse konnte ich unten entlanggehen um die namensgebenden Elefantenverzierung im Stein zu sehen.
Später stieg ich hoch um einen besseren Eindruck von der Grösse dieser Bauwerke zu erhalten. Gleich daneben befand sich die Terrasse des Lepra-Königs, wo die Verzierungen noch um einiges detaillierter und eher menschlicher Art waren.
Baphuon und kleinere Tempel
Nach kurzer Suche fand ich den Start des empfohlenen Besuchsweg durch dieses weitläufige Waldgebiet, grundsätzlich kann man aber kreuz und quer zwischen den Bäumen hindurch spazieren um die vielen kleinen und grossen Ruinen zu erkunden.
Zuerst besuchte ich Baphuon, eine Ruine die ich überhaupt nicht kannte. Ich erwartete etwas kleines und wurde positiv mit einem gut erhaltenen, mächtigen Bauwerk überrascht. Leider war Baphuon nicht begehbar.
Ein einladendes Strässchen führte mich darum herum, dann tiefer in den Wald hinein, wo viele kleinere Tempel- und andere Ruinen auf mich warteten. Mich da zu verirren fiel gar nicht schwer, doch das machte mir nichts aus, egal wo ich hinging, ich fand immer etwas interessantes.
Besonder weil ich eigentlich den ganzen Wald für mich alleine hatte und die bereits drückende Sonne von den Bäumen abgehalten wurde gefielen mir diese Ruinen sehr gut.
Preah Pithu
Preah Pithu war eine weitere Tempelansammlung die sich auf der anderen Strassenseite befand, gleich hinter dem Parkplatz wo immer gleich fleissige Verkäuferinnen angerannt kamen um mir 1.5l-Wasserflaschen für 2$ anzupreisen.
Die zahlreichen Tempel waren etwas anders gebaut als die vorherigen, höher und näher zusammen, dafür kleiner. Sie sahen alle sehr ähnlich aus und schon bald war ich mir nicht mehr sicher welche davon ich mir schon angeschaut hatte und welche noch nicht.
Prasat Suor Prat
Prasat Suor Prat bestand hauptsächlich aus Türmen. Die vielen freistehenden Gebilde ragten aus der grünen Wiese empor wie Stacheln. Ein Weg führte mich am Waldrand entlang, wofür ich dankbar war, denn auf der offenen Wiese wo die Türme aufragten brannte die Sonne erbarmungslos.
Als ich mit Prasat Suor Prat fertig war, waren bereits drei Stunde vergangen, doch es war erst neun Uhr. Gut war ich so früh aufgestanden! Das hatte auch den Vorteil, dass ich gerade am frühen Morgen praktisch keinen anderen Touristen begegnet war. Nun, da ich mich auf den Weg zu den nächsten Ruinen machte, sah ich massenhaft Tuk-Tuks und Tourbusse ankommen, woran ich auf meinem E-Bike mit unglaublichen 17km/h vorbeiflitzte.
Preah Khan
Preah Khan befand sich ewas nördlich der Ruinen von Angkor Thom. Diese Tempelanlage war wieder ganz anders gebaut als die von Angkor Thom und komplett begehbar. Von Aussen konnte ich nur schlecht Bilder machen, da die Ruine von dichtem Wald umgeben war und der Grundriss einem X glich. Innerhalb der Ruine ging ich hauptsächlich durch Türen. Und mehr Türen und noch mehr Türen.
Wenn ich durch eine Tür ging landete ich jeweils in einem winzigen Räumchen, von welchem drei weitere Türen abgingen. Einige Gänge waren eingestürzt, bei den meisten fehlte das Dach, zwischen den Gängen gab es kleine Innenhöfe.
Neak Pean
Nun war ich am nördlichsten Punkt meiner heutigen Tour angelangt und die Strasse führte nach Westen. Bald schon erreichte ich einen riesigen See. Meine Karte empfahl mir einen Aussichtspunkt, den ich natürlich sofort ansteuerte. Und das bereute ich nicht: Der Ausblick über den sogenannten „Nördlichen Baray“ war einmalig.
Ich fuhr ein Stück zurück und entlang des malerischen Sees, bis ich zu einem kleinen Parkplatz kam. Von da aus führte mich ein schmaler Steg bis zur Mitte des Sees, wo sich der Neak Pean Tempel befand.
Dieser war verhältnissmässig klein und bei meinem Besuch grösstenteils in einem Wasserbecken versunken. Schnell hatte ich alles gesehen und ging zurück über den Steg um nochmal einen Blick auf den See zu werfen.
Ta Som
Ta Som befand sich am anderen Ende des Sees. Der länglich gebaute Tempel beinhaltete mehrere Tore, deren Spitzen mit steinernen Gesichtern verziert waren. Eindrücklich war auch ein Baum, der direkt über einem dieser Tore wuchs und das Gebäude darunter zu erdrücken schien.
Von hier an begann sich auch die ganze Natur im Park zu verändern: Wenn ich bisher bei den E-Bike-Fahrten zwischen den Ruinen immer von Wäldern umgeben war wurden diese nun durch knallig grüne Reisfelder abgelöst. Entlang der rötlichen Kiesstrasse gab es aber immer noch genügend Schatten spendende Bäume die das Fahren angenehmer machten.
East Mebon
Von East Mebon erwartete ich wieder nicht viel und wurde wieder positiv überrascht. Ich hätte mich eigentlich schon daran gewöhnen müssen, dass die meisten Tempel hier riesig sind.
East Mebon war wieder anders gebaut als die vorherigen Ruinen, eher wie eine flache, mit Türmen verzierte Pyramide. An den Ecken der Pyramide standen Elefanten, eine Treppe verband die Stufen der Ruine.
Prae Roup
Prae Roup war der letzte Tempel des Tages. Er war sehr ähnlich gebaut wie East Mebon, jedoch höher und steiler. Der Eingang wurde einmal von sieben Türmen geziert. Zwei davon, darunter auch der höchste in der Mitte, waren aber leider eingestürzt. Die eigentliche Pyramide war umgeben von kleineren Gebäuden und einer dichten, umschliessenden Mauer.
Ich kam etwa um drei Uhr Nachmittags bei Prae Roup an, wo ich bis zum Sonnenuntergang die einmalige Atmosphäre genoss und ein Buch las. Der Sonnenuntergang war dann nicht so aussergewöhnlich. Leider ragte genau vor der Sonne ein etwas höherer Baum aus dem dichten Wald.
Bei Dunkelheit fuhr ich die gut sieben Kilometer zurück nach Siem Reap. Die Batterie reichte gerade so knapp für die Route, am Schluss fuhr das E-Bike aber nicht amehr schneller als 6km/h.
Alleine am ersten Tag habe ich über dreihundert Fotos gemacht, viele davon habe ich auf Flickr hochgeladen.
Lies die Geschichte zu Ende: Hier geht’s zu Tag 2!