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Die Irren von Chiang Rai

Ich habe auf meiner Reise ja schon einige komische Leute getroffen aber in Chiang Rai wimmelt es nur so von ihnen. Der Millionär, der in Restaurants geht um die Essensreste fremder Leute zu essen ist nur einer von ihnen.

Wenn du ein Gespräch mit ihm anfängst dauert es drei Stunden, handelt hauptsächlich von Kryptografie und beinhaltet so viele fremde Wörter dass du nichts verstehst und nur mit „Mhm“ und „Aha“ antworten kannst.

Zum durchdrehen

Zum durchdrehen

Er schläft von drei Uhr Nachmittags bis sieben Uhr Abends sowie von sechs Uhr Morgens bis etwa acht, seine Schuhe behält er dabei an. Niemand weiss so genau ob das wirklich Wasser in seiner Wasserflasche ist oder etwa doch was Stärkeres. Er lebt seit einem Monat im Hostel, wieso, da widerspricht er sich immer wieder. Manchmal ist es ein Super-Hyper-Mega-Sicheres Notebook der NSA, worauf er wartet, weil es zuerst eingeflogen werden muss, an anderen Tagen ist es eine Rumänin, die ihn immer wieder versetzt aber ihn ja so unglaublich lustig findet. Während deines Aufenthalts in Chiang Rai versucht er gerade die ständige Überwachung des Internets durch die thailändischen Regierung auszuhebeln um mit seinem Freund in der USA verschlüsselte Daten austauschen zu können. Einmal bietet er dir einen Job an, kann dir aber nicht so genau sagen, was dieser beinhalten würde. Du versichere ihm, dass du von Patenten, IT-Sicherheit und Kryptografie nicht wirklich eine Ahnung hast und in wenigen Tagen abreisen wirst, was nach dem fünften Mal auch wirkt und das Gespräch beendet.

Der Clocktower mitten in Chiang Rai

Der Clocktower mitten in Chiang Rai

Der Millionär ist aber nicht der einzige in Chiang Rai, der nicht mehr ganz alle Latten am Zaun hat. Da gibt es noch den Philippino, der bei deiner Fahrradtour morgen gerne mitkommen würde. Natürlich darf er mit. Als ihr dann aber die Fahrräder mietet, darfst du feststellen, dass er gar nicht fahrradfahren kann.

Irgendwo auf unserer Fahrradtour

Irgendwo auf unserer Fahrradtour

Weil du aber sowieso zu viel Zeit in Chiang Rai hast bringst du es ihm kurzerhand bei, was natürlich den ganzen Tag beansprucht. Abends singt er dann noch Karaoke vor einem glücklicherweise nur aus fünf Personen bestehendem Publikum, was du mitleidig beklatschst. Am nächsten Tag fühlt er sich dann doch bereit die gut 13 Kilometer zum Singha Park per Zweirad zurückzulegen, was dann langsam, ganz langsam, auch funktioniert. Der gesamte Park ist gratis, auch eine geführte Tour mit dem offenen Touristenbus ist ohne Entgelt verfügbar.

Der Singha-Löwe

Der Singha-Löwe

Die Führung ist auf Thai, die Tourleiterin sowie 90% der anderen Touristen gackern die gesamte halbe Stunde, die die Tour dauert vor sich hin und ab und zu lachen alle ohrenbetäubend. Es gibt Giraffen, Zebras und wirklich schöne Landschaften zu sehen, der Philippino macht dabei ununterbrochen Selfies, natürlich wirst auch ich du dazu gezwungen. Habe ich schon erwähnt dass er 48 ist? Bei der Rückfahrt stürzt er dann von seinem Fahrrad (musste ja passieren) und schürft sich das Knie auf. Bei ein paar Mönchen im nächsten Tempel fragt er nach Alkohol. Zum desinfizieren. Natürlich.

Giraffe und Teeplantage

Giraffe und Teeplantage

Auch die Einheimischen scheinen nicht alle ganz gebacken zu sein: Keine 15km ausserhalb von Chiang Rai steht das sogenannte „Black House“, was eigentlich eine ganze Ansammlung schwarzer Häuser ist. Ein Künstler namens Thawan Duchanee fand es sinnvoll diese Häuser zu erbauen, schwarz anzumalen und bis obenhin mit Tierknochen, Schädeln und Häuten vollzustopfen.

Omnomnom

Omnomnom

Es gibt Stühle aus Ochsenhörnern und Räume die wohl zur Dämonenbeschwörung dienen sollen. Stuhlkreise um von Kerzen beleuchtete Tierhäute, Bunker-ähnliche Gebäude mit nur einem knochigen Thron drin, das Skelett eines Elefanten.

Das Nachtessen wäre angerichtet

Das Nachtessen wäre angerichtet

Zum Schluss gäbe es da noch mich. Dieser ganz spezielle Mensch bemerkt immer erst, dass er von Mini-VANs reisekrank wird, wenn er schon reisekrank ist, was ihm dann den ganzen Tag verdirbt. Den berühmten weissen Tempel von Chiang Rai besichtigt er in zwanzig Minuten, weil das bei der Mini-VAN-Tour von Chiang Mai nach Chiang Rai gerade so handlich dabei war.

Der weisse Tempel in Chiang Rai

Der weisse Tempel in Chiang Rai

Danach wird er rund zehn Kilometer ausserhalb der Stadt zusammen mit einem um einiges reicheren Touristen-Pärchen rausgekickt. Weil er so arm ist entschliesst er sich ein Taxi zusammen mit dem reichen Pärchen zu teilen, was aber zur Folge hat, dass er nicht zu seinem Hostel sondern nur ins Stadtzentrum gefahren wird. Die verbliebenen zwei Kilometer wankelt er reisekrank vor sich hin, bis er schlussendlich halbtot in einem Hostel voller verrückter Leute eincheckt, wo er scheinbar auch ganz gut hinpasst. Beinahe die gesamte Zeit in Chiang Rai fragt er sich wie er diese verrückten Leute loswerden kann, weiss aber gar nicht so recht wieso, sind diese Irren doch ganz lustig.

Wie immer gibt es weitere Bilder auf Flickr.

2 Kommentare

  • Bruno sagt:

    Hallo Stefan, auf Android ist nun 1/4 der Seite von einem oben stehendembleibendem roten Balken belegt.
    Für Südostasien ist nun die perfekte Reisezeit. Über Weinachten habe ich etwa 3 Wochen Ferien, wohin weis ich noch nicht.
    Nun bist du in Cambotscha, ich letzten Winter nach Vitenahm 3 Wochen da. Im Vergleich zu Thailand ist es ziemlich schmutzig und vieles funktioniert nicht richtig. Nachwirkungen vom Krieg,da wurden allegebildeten Menschen umgebracht.
    Phnom Pen ist voller zwielichtigen Westlern und NGOs. Ich war sonst noch in Shianuk und Kampot einer relaxten Kleinstadt.

    Grüsse Bruno

    • Stefan sagt:

      Hoi Götti

      Das mit dem roten Balken sollte jetzt behoben sein. Ich bastle momentan häufig am Design dieser Seite rum, da ist wohl was schief gelaufen…

      Wo ich an Weihnachten sein werde weiss ich noch nicht, wahrscheinlich in Vietnam oder im Süden von Thailand, kannst mich ja besuchen kommen 🙂
      Ja der Krieg muss wirklich grausam gewesen sein, ich war gerade vorgestern im Tuol Sleng Genozidmuseum und auf den Killing Fields, ein Beitrag dazu folgt bald.
      Zwielichtige Westler sind mir aber bisher noch keine begegnet 😉
      Am Dienstag Abend geht es für mich weiter nach Siem Reap und dann zurück nach Thailand für Loi Krathong (Laternen-Fest). Kambodscha gefällt mir nicht so besonders, deshalb diesmal eher im Schnelldurchlauf auf dem Touristen-Pfad.

      Gruss
      Stefan

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