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Chiang Mai – Eine Stadt zum bleiben

Eigentlich war ja geplant mindestens die Orte Chiang Mai, Chiang Rai, Pai und vielleicht noch einen weiteren Ort im Norden Thailands zu besuchen. Dann ist Chiang Mai passiert. Jetzt hat nur noch Chiang Rai Platz bevor mein Visum abläuft.Heute sind es zehn Tage, die ich hier bin, das doppelte meiner sonstigen Aufenthaltszeit an einem Ort, und ich habe nicht vor in den nächsten drei, vier Tagen weiterzureisen. Seit meinem Aufbruch bin ich noch nie so lange an einem Ort gebliben wie hier, nicht einmal in Kuala Lumpur, wo ich Dengue-Fieber hatte. Aber wieso bleibe ich denn so lange in Chiang Mai?

Die Backpacker-Hauptstrasse in Chiang Mai

Die Backpacker-Hauptstrasse in Chiang Mai

In Chiang Mai gibt es ein paar schöne Tempel und hervorragende Natur rund um die Stadt, die sich zum Wandern und Mountainbiken eignet. Doch beides gab es schon an anderen Orten: Tempel in Bangkok, super Natur in Coron, El Nido und vielen anderen Orten. Der Grund dafür wieso ich hierbleibe und mir immer und immer wieder sage „Nah, nur noch ein paar Tage…“ ist ein anderer, ganz einfacher: Die Abwesenheit jeglicher Probleme.

Wat Suan Dok

Wat Suan Dok

Egal wo ich in den letzten 102 Tagen war (ja, so lange bin ich schon unterwegs!), irgendein Problem gab es immer: Heruntergekommenes oder zu teures Hostel, nichts zu tun rundherum, Krankheit, schlechte Atmosphäre, Müll überall, böse Gefühle, Visum läuft aus, unterirdisches Internet oder das unbeschreibliche Gefühl, dass es Zeit ist weiterzureisen.

Immer weiter...

Immer weiter…

Irgendwas war immer. Nicht so in Chiang Mai. Das Hostel ist günstig und entspricht bei weitem meinem Mindeststandard, die Angestellten sind freundlich und erinnern sich an alle Namen der Besucher. Ich hab Kontakt zu den anderen Bewohnern des Hostels, wenn ich will, sonst halt nicht.

Mittagessen im Tempel

Mittagessen im Tempel

Die Stadt ist so sauber wie Luzern (wie eigentlich alle Länder die ich bisher besucht habe ausser Indonesien), Cafés, Restaurants und Pubs reihen sich an der Hauptstrasse und in den vielen Nebensträsschen aneinander, der nächste Tempel ist nie weit. Auch das Essen ist billig, eine super Mahlzeit vom Restaurant für 4.-, beim Strassenstand für 2.-. Wenn ich nichts unternehme komme ich hier problemlos mit einem Tagesbudget von 15.- aus, da liegt auch noch ein Ice-Café am Nachmittag und eine süsse Nutella-Banana-Crêpes am Abend drin.

Märkte füllen die nächtlichen Strassen

Märkte füllen die nächtlichen Strassen

Aber was mache ich dann, wenn ich „nichts unternehme“? So einiges, und doch nicht wirklich viel. Ich schlafe häufig aus, was mir sehr gut tut. Einmal aufgestanden geh ich irgendwo in ein Café (jedesmal ein Anderes) und frühstücke ausgiebig. Dann ist schon 10 oder 11 Uhr und ich geh meistens zurück zum Hostel, wo ich auf einem ziemlich bequemen Sofa bei angenehmen 30°C häufig programmiere. Zum beispiel habe ich diesem Blog hier ein technisches und visuelles Upgrade verpasst und ich hab ein wenig mit Android Studio rumprobiert (Java ist gar nicht so schwer…).

Einfach mal die Atmosphäre geniessen

Einfach mal die Atmosphäre geniessen

Um ein oder zwei Uhr geht’s dann auf Restaurantsuche (immer ein Aderes), anschliessend häufig in ein Café (häufig eins von drei Auserwählten), wo ich bei einem feinen Eiskaffee ein, zwei Stunden lese oder programmiere oder recherchiere. Dann ist auch schon bald Abend, da ist immer etwas anderes los: Manchmal geh ich mit ein paar Leuten vom Hostel mit um in ner Bar bei Live-Musik was zu trinken, manchmal geh ich zu einem der vielen Märkte, manchmal schaue ich mir einen Film an oder spiele mit Freunden von zu Hause irgendwas übers Internet (das Internet hier ist phänomenal, besser als zu Hause, wirklich, nur League of Legends geht nicht, verflucht)

Kreative Bilder auf dem Sontagsmarkt

Kreative Bilder auf dem Sontagsmarkt

Das soll aber nicht heissen dass ich überhaupt nichts unternehme. Am dritten Tag zum Beispiel hab ich so ziemlich alle Tempel der Altstadt besucht. Ein paar Tage später war ich Mountainbiken, ein Erlebnis das ich lieber weder beschreiben noch wiederholen will.

Mal ein Tempel (fast) ohne Gold

Mal ein Tempel (fast) ohne Gold

Vorgestern wanderte ich bei sengender Hitze durch bezaubernde, affenlose Natur zum berühmten Wat Doi Suthep, welcher mit perfekter Aussicht über Chiang Mai Touristen anzieht. Unterhalb des Tempels hat sich ein kleines Dörfchen gebildet, Strassenstände verkaufen allerlei Esswaren, sogar Waffeln und frische Erdbeeren gab es da.

Perfekte Aussicht gratis dazu

Perfekte Aussicht gratis dazu

Etwas weiter unten gab es einen zweiten, kleineren und viel ruhigeren Tempel mitten im Dschungel. Eine vernünftige Aussicht durfte aber natürlich auch da nicht fehlen.

Die Ausicht vom unteren Tempel

Die Ausicht vom unteren Tempel

Gestern schlussendlich radelte ich fünfundzwanzig Kilometer zu den Mae Sa Wasserfällen und fünfundzwanzig Kilometer wieder zurück. Ich habe einen leichten Sonnenstich davongetragen, doch das war es wert. Gleich zehn Wasserfälle gab es zu bestaunen.

Wasserfall Nr. 10

Wasserfall Nr. 10

Der beste war natürlich Nr.10 ganz zu hinterst, bei Nr. 5 konnte man auch baden, das Wasser war aber nicht tief genug zum richtig schwimmen.

Wasserfall Nr. 5

Wasserfall Nr. 5

Du siehst also, ich bin nicht untätig. Mir gefällt es einfach hier, und daran sind nicht einmal die Leute schuld, wie immer alle sagen. „Die Thailänder sind ja so freundlich.“, erzählen immer alle, und da haben sie alle Recht. Aber als Backpacker hat man bis auf oberflächliches Alltagsgerede (leider) sowieso nicht allzu viel mit Einheimischen zu tun, da fällt das nicht so ins Gewicht. Was es ausmacht ist das Gesamtpacket: Freundliche Leute, entspannte Atmosphäre, immer was los (wenn man es denn will) aber auch genügend Rückzugsorte, Sauberkeit, schmackhaftes Essen, gutes Internet, keine Abzockerei, sagenhafte Natur und inspirierende Märkte abgerundet durch tägliche 30°C.

Perfektes Wetter

Perfektes Wetter

Ich habe in den letzten drei Monaten schon viele schöne Orte gesehen: Da war Langkawi, wo ich das erste Mal richtig Leute kennengelernt habe, dann kam Lombok mit der unglaublichen Rinjani-Besteigung. Weiter ging es mit den Philippinen wo ich eine zauberhafte Inselwelt bestaunen durfte.

Die Wasserfälle waren schon aussergewöhnlich

Die Wasserfälle waren schon aussergewöhnlich

Doch Chiang Mai ist anders. Ich würde Chiang Mai nicht mal als überdurchschnittlich schön bezeichnen. Es gibt ein paar eindrückliche Bauten zu bestaunen, auch einige schöne Ausflüge kann man machen, aber darum geht es nicht. Chiang Mai kann man nicht besichtigen, Chiang Mai muss man erleben. In Chiang Mai habe ich das erste Mal das Gefühl, dass ich an diesem Ort problemlos auch längere Zeit verbringen könnte, hier eine Ausbildung machen könnte, Arbeiten könnte, bleiben könnte.

Thailand hat die detailreichsten Tempel

Thailand hat die detailreichsten Tempel

Und ich bleibe, immer länger, bin immer noch hier. Aber irgendwann in naher Zukunft geht es weiter. Es muss. Aber ich komme zurück. Schon bald.

Auf Flickr gibt es diesmal ganze 128 Bilder zu bestaunen.

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