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Weiss, Weisser, Salar de Uyuni

Jetzt war ich also auch da, in der grössten Salzwüste der Welt, der Salar de Uyuni. Es war heiss, es war kalt, es war weiss und es war definitiv spektakulär.

„Aber Moment mal, was ist mit dem Rest von Bolivien?“, fragst du, „Da warst du doch auch, oder?“

Ja da war ich auch. Nachdem ich vom Titicacasee aufgebrochen war besuchte ich La Paz, Cochabamba und Sucre. Da mir jedoch keine dieser Städte sehr gefallen hat bin ich jeweils nach ein, zwei oder drei Nächten wieder weitergereist. Hier aber trotzdem eine kurze Zusammenfassung:

La Paz

Die meisten Leute, die La Paz besuchen scheinen es zu mögen. Ich hasse La Paz. Der Verkehr ist wohl der schlimmste in ganz Südamerika, es ist laut und stinkt und ist kalt. Viel zu sehen gibt es auch nicht, obwohl das, was es zu sehen gab schon schön war. Da wäre einerseits der „Mirador Kili Kili“, von wo aus man die halbe Stadt sehen kann.

La Paz vom Kili Kili Aussichtspunkt

La Paz vom Kili Kili Aussichtspunkt

Dann gibt’s noch jede Menge Seilbahnen, von wo aus man ebenfalls die halbe Stadt sehen kann.

Die Seilbahn von La Paz

Die Seilbahn von La Paz

Und schlussendlich gibt es noch das „Valle de la Luna“, eine Ansamlung obskurer Felsformationen etwas ausserhalb der Stadt.

Das Valle de la Luna in La Paz

Das Valle de la Luna in La Paz

Cochabamba

Cochabamba war das genaue Gegenteil von La Paz: Mir gefiel die Sadt sehr, doch es gab nicht viel zu sehen. Das eine Ding, das es zu sehen gab war eine überdimensionale Jesusstatue an einem Hang, von wo aus man ganz Cochabamba beobachten konnte.

"Cristo de la Concordia", Cochabamba

„Cristo de la Concordia“, Cochabamba

Ich finde es sehr schade, dass es in Cochabamba nicht mehr zu sehen gibt, denn die Stadt ist sehr schön, mit vielen Gärten und Parks, wenig Verkehr und warmem Klima.

Cochabamba

Cochabamba

Sucre

Ach Sucre, welch Enttäuschung. Die Stadt hat einen sehr guten Ruf, welcher wohl ausschliesslich von den vielen Sprachschülern kommt, die Sucre heimsuchen. Dementsprechend hatte ich hohe Erwartungen, doch die Stadt war langweilig und hatte leider auch nicht den Charm von Cochabamba.

Stau in Sucre

Stau in Sucre

Im Umkreis soll es Wanderungen geben, worauf ich bei dem höchstens mittelmässigen Wetter keine Lust hatte… ein Dinosaurier-Park… naja. Und einen Aussichtspunkt, den habe ich besucht, doch auch den hatte ich mir besser vorgestellt.

Der Aussichtspunkt von Sucre

Der Aussichtspunkt von Sucre

Salar de Uyuni

Jetzt aber zurück zum Thema. Mein Nachtbus von Sucre kam um drei Uhr Morgens in Uyuni an und nein, in Uyuni gibt es keinen Busbahnhof und nein, im Bus pennen konnte ich auch nicht da dieser um vier Uhr weiterfuhr nach Cochabamba. Von daher war meine einzige Alternative mitte in der Nacht bei einem Hostel anklopfen zu gehen und dem erstaunlich wachen Typ da zehn Minuten lang zu erklären, dass ich ein Dorm suche. Aber nicht für diese Nacht sondern für die nächste Nacht. Heute, nicht morgen. Ja mein Bus ist Nachts um drei angekommen. Ja vom 27. auf den 28. und so weiter.

Als es Morgen wurde klapperte ich die Touristenbüros ab, die alle dieselbe dreitagestour für denselben Preis anboten und buchte schlussendlich auch. Uyuni selber hatte überhaupt nichts zu bieten und ich bin mir ziemlich sicher dass das Städtchen überhaupt nicht existieren würde, wäre es nicht neben einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Südamerikas gelegen.

Tag 1

Nach ein paar kaum geniessbaren Mahlzeiten und einer Nacht in meinem Hostel ging es dann los. Als wir sechs Touristen uns in den „Toyota Land Cruiser“ quetschten hatte ich zum erste Mal in meinem Leben viel zu wenig Platz für meine Beine. Vorher dachte ich immer das Gerede um den „Legroom“ in Flugzeugen und Busen käme nur von Leuten die im Supermarkt über alle Regale hinweg sehen können.

Wir waren nicht die einzien mit einem Toyota Land Cruiser

Wir waren nicht die einzien mit einem Toyota Land Cruiser

Miteingequetscht waren ein deutsches Päärchen, ein brasilianisches Päärchen, eine Französin und unser Guide, wessen Namen Quin-Tin (oder sowas) lautete. Alle waren zwischen zwanzig und fünfunddreissig. Die Deutschen sprachen kein Spanisch während die anderen drei nicht viel Englisch sprachen, also wurde haupstsächlich Spanisch gesprochen.

Dann fuhren wir los. Erster halt: Lokomotivfriedhof. Vor langer, langer Zeit war Bolivien ein reiches Land. Der Grund dafür war Potosí, eine Stadt in den Bergen Boliviens, wo sich die grösste Silbermine des Spanischen Reichs befand.

Eine rostige Lokomotive auf dem Friedhof

Eine rostige Lokomotive auf dem Friedhof

Aber irgendwie musste das Silber in die Welt hinaus und was wäre dafür geeigneter als Schiffe? Nur blöd befindet sich Potosí auf 4000 Metern über dem Meer. Also wurde eine Eisenbahn gebaut, bis an den Pazifik. Die Grenzen Südamerikas waren damals noch ganz anders gezogen und soweit ich verstanden hatte, hatte Bolivien damals eine Küste.

Davon gab es ganz viele

Davon gab es ganz viele

Wie auch immer. Irgendwann ging das Silber zur neige, Bolivien führte Krieg mit Chile und ein ganzer Haufen anderer Dinge passierten, bis zu dem Punkt, als die Eisenbahn quer durch Bolivien keinen Sinn mehr machte. Und was macht man mit Lokomotiven, die man nicht mehr braucht? Richtig: Man stellt sie in die Wüste und lässt sie verrosten.

Die fährt nirgends mehr hin

Die fährt nirgends mehr hin

Als wir genug Rost bestaunt hatten stiegen wir zurück ins Auto und fuhren zum obligatorischen Souvenir-Stopp. In einem kleinen, auseinanderfallenden Dörfchen war massenhaft südamerikatypischer Touristenkram angehäuft.

Ramsch

Ramsch

Danach fuhren wir endlich in die Salar de Uyuni. Das braun mit gelben Grassbüschchen wurde einfach plötzlich durch weisses Salz ersetzt und von da an gab es nur noch weiss, weiss, weiss, so weit das Auge reichte. Zuerst besuchten wir die Salzminen, welche wirklich nur ein paar grosse Salzhaufen waren, welche zum trocknen an der Sonne aufgehäuft wurden. Später würden sie abgeholt und verarbeitet werden um schlussendlich gegessen zu werden.

Salzhaufen, bereit um abgeholt zu werden

Salzhaufen, bereit um abgeholt zu werden

Weiter ging die Fahrt zu einem Salzhotel mitten in der Salzwüste wo es eine Statue sowie eine Ansammlung von Fahnen gab, die mitten im Nirgendwo viel eindrücklicher aussahen als zum Beispiel in einem Kreisel in La Paz.

Ansammlung von Flaggen mitten in der Salar de Uyuni

Ansammlung von Flaggen mitten in der Salar de Uyuni

Mittlerweilen waren wir alle hungrig, was um drei Uhr Nachmittags auch verständlich war. Zum Glück gab es dann endlich „Mittag“-Essen. Das Essen war kalt aber gut. Nach dem Essen gesellte sich ein weiterer Franzose zu uns. Er hatte eine viertägige Tour gebucht, wurde aber scheinbar verarscht und hatte nun eine eintägige Tour plus unsere dreitägige Tour und wurde hier von seiner alten Gruppe rausgschmissen.

Da haben wir zu Mittag gegessen

Da haben wir zu Mittag gegessen

Also quetschten wir noch ein bisschen mehr und waren fortan zu acht in dem Toyota, der ursprünglich wohl für fünf gebaut wurde.

Beim nächsten Stopp konnten wir uns zum Glück dann ein wenig die Füsse vertreten, denn wir bestiegen die Isla del Pescado, eine „Insel“ im Salzmeer.

Kakteen auf der Isla del Pescado

Kakteen auf der Isla del Pescado

Die Insel war bewachsen mit überdimensionalen Kakteen und wurde bewohnt von Lamas. Ich fragte mich wie die hierhergekommen sind. Wahrscheinlich gelaufen, das ist aber verflucht weit. Ausserdem sah ich sowas wie ein kleines Känguru, welches von Kaktus zu Kaktus huschte, keine Ahung was das war, wohl kaum ein Känguru. Vielleicht ein Viscacha.

Spazieren auf der "Insel"

Spazieren auf der „Insel“

Und natürlich war die Aussicht von da oben atemberaubend.

Aussicht von der Isla del Pescado

Aussicht von der Isla del Pescado

Danach fuhren wir für etwa zwei Stunden bis zum südlichen Ende der Salzwüste. Und das war es dann mit der Salar de Uyuni. Ja, richtig gelesen. Wir verliessen die Salzwüste und kehrten nicht mehr zurück. Die Tours werden zwar in ganz Bolivien, Peru und Chile als „Salar de Uyuni-Tour“ vermarktet, doch bei der dreitägigen Tour findet nur der erste Tag in der Wüste statt. Doch glücklicherweise gibt es auch südlich der Salar mehr als genug zu sehen, was ich die nächsten zwei Tage feststellen durfte.

Über den Bergen in der Ferne sahen wir die Sonne untergehen, danach fuhren wir zu unserer Unterkunft.

Sonnenuntergang nahe der Salar de Uyuni

Sonnenuntergang nahe der Salar de Uyuni

Den gesamten ersten Tag war es warm gewesen, doch nun brach die Nacht hinein und es wurde kalt. Wir übernachteten in einem Salzhotel. Ich wurde mit dem Franzosen und dem Brasilianer in ein Zimmer mit drei Betten gesteckt. Die Wände waren tatsächlich komplett aus Salz. Zum Abendessen gab’s eine Spargelsuppe, ein paniertes Stück Hühnchen und kalte Pommes. Es wurde fast ausschliesslich Spanisch geredet, den Deutschen war die Langeweile deutlich anzusehen.

Ich redete vor allem mit dem Franzosen, der gerade eine dreiwöchige Sprachschule in Sucre abgeschlossen hatte. Und natürlich mochte er Sucre sehr.

Zweiter Tag

Am nächsten Morgen frühstückten wir um acht Uhr und eine halbe Stunde später ging es weiter. Die Französin hatte die Höhenkrankheit, dem Rest der Gruppe ging’s gut.

Der zweite Tag war der Beste. Als erstes fuhren wir zur Laguna Hedionda. In diesem kleinen See stolzierten hunderte von Flamingos umher, auf der suche nach ihrem Mittagessen.

Flamingos in der Laguna Hedionda

Flamingos in der Laguna Hedionda

Die Fahrt zur Lagune dauerte recht lange, so assen wir nach der Lagune ebenfalls zu Mittag, diesmal rechtzeitig. Kalte Teigwaren und kaltes Hühnchen. Nach meiner Lebensmittelvergiftung in Kolumbien traute ich dem vielleicht-nur-halbwegs-gekochten Hühnchen nicht mehr so ganz, also ging’s nach dem Essen mit nur halbvollem Bauch weiter.

Der Arbol de Piedra

Der Arbol de Piedra

Als nächstes hielten wir bei einer Steinformation, namens „Arbol de Piedra“ („Steinbaum“) die nur vage an einen Baum erinnerte, doch gleich nebenan befand sich eine ganze Ansammlung riesiger Felsen, die hier einfach so in der Wüst rumlagen. Diese Felsen wurden über lange Zeit hinweg vom Wind geformt, bis sie ihre heutigen Formationen angenommen haben.

Weitere Steinformationen nahe des Arbol de Piedra

Weitere Steinformationen nahe des Arbol de Piedra

Am zweiten Tag erreichten wir unsere Unterkunft bereits um drei Uhr Nachmittags, doch gleich vor der Haustür lag die „Laguna Colorada“. Ein langer Weg führte um den roten See herum, welcher seine Farbe von den darin lebenden Algen hat, zu einem Aussichtspunkt. Die Lagune lag gute fünfhuntert Meter höher als die Salar de Uyuni, so war es trotz Nachmittagssonne auch deutlich kälter.

Der Eingang zur Laguna Colorada

Der Eingang zur Laguna Colorada

Ausserdem wehte ein unerbärmlicher, eiskalter Wind, so stark, dass wir uns beim Gehen kaum unterhalten konnten. Und natürlich war der Wind beim Aussichtspunkt am kräftigsten, doch der Ausblick war es wert.

Die Laguna Colorada

Die Laguna Colorada

Wir stampften zurück zur Unterkunft, nun mit Gegenwind und waren bei der Ankunft froh endlich an der Wärme zu sein. Die Französin war nicht mitgekommen, der gings jetzt richtig schlecht; Die Medikamente hatten nicht gewirkt. Während sie schlief wurde dem Rest der Gruppe Kekse und Tee serviert und wir spielten Karten.

Auf dem Weg zurück zur Unterkunft

Auf dem Weg zurück zur Unterkunft

Zum Abendessen gab es erneut eine Suppe und danach Spaghetti, dazu eine Flasche Wein. Obwohl es nur eine Flasche für sechs Leute war wurden die Unterhaltungen erheblich lockerer; Alkohol wirkt auf 4300 Metern stärker.

Dritter Tag

Am nächsten Morgen würde es um vier Uhr weitergehen, also legten wir uns bereits um neun Uhr schlafen, jedoch nicht bevor wir noch kurz in die bittere Kälte hinausrannten um die Sterne zu sehen.

Um vier Uhr Nachmittags ist auf 4300 Metern über dem Meer ziemlich kalt aber um vier Uhr Morgens fühlst du auf der Höhe regelrecht, wie dir die Wärme aus dem Körper gezogen wird.

Wenigstens war im Auto windstill und plötzlich machte es doch ein wenig Sinn dass wir so eng beieinander sassen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen als wir bei den „Solar de Manaña Geyser Basins“ auf sage und schreibe 4850 Metern über dem Meer ankamen. Kurz zuvor überqueren wir einen Hügel und unser Guide kündete an, dass wir den höchsten Punkt der Tour, 4960 Meter, erreicht haben.

Die Solar de Manaña Geyser Basins

Die Solar de Manaña Geyser Basins

Die Geysirs waren nicht so spektakulär wie ich sie mir vorgestellt hatte und grundsätzlich nur eine blubbernde Nebelwolke, wie eine Pfanne voller kochendem Wasser. Anders als der Nebel war die Luft extrem kalt und wir flüchteten schon bald zurück zum Toyota.

Heisse Quellen am gefrorenen See

Heisse Quellen am gefrorenen See

Ab dann ging es nur noch abwärts. Wir hielten erneut 450 Meter tiefer bei den „Termas de Polques“, heissen Quellen an einer weiteren Lagune, die mit Eis überzogen war. Uns war allen zu kalt um schwimmen, trotz der Tatsache, dass das Wasser der heissen Quellen gemütliche 33°C warm war.

Sonnnaufgang bei der Laguna Chalviri

Sonnnaufgang bei der Laguna Chalviri

Nach diesem letzten Highlight fuhren wir zur „Laguna Verde“ („Grüne Lagune“) welche nicht wirklich grün war aber trotzdem einen schönen Anblick bot.

Die Laguna Verde mit dem Vulcán Lincacabur

Die Laguna Verde mit dem Vulcán Lincacabur

Von da aus fuhren wir direkt zur nahen Grenze zu Chile wo sich unsere Gruppe aufteilte. Die beiden Franzosen und das deutsche Päärchen fuhren acht Stunden zurück nach Uyuni, das brasilianische Päärchen und ich stellten uns beim „Offcina de Migracion“ in die Schlange. Nach der Bürokratie wartete ein Bus auf uns, der uns nach San Pedro de Atacama brachte. Die Brasilianer hatten ein Hotel für 24$ die Nacht gebucht, ich fand ein Hostel für 15$ wo ich Abends um acht staunte, dass es immer noch hell war. Es wird langsam Sommer hier!

Auch dieses Mal gibt es weitere Bilder in der Galerie zu bestaunen.