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Happy Water in Sa Pa

Es ist saukalt in Sa Pa, es gibt wunderschöne Reisterrassen und man kann da gut wandern. Das ist alles, was ich über das kleine Bergdorf wusste, bevor es mich dahin verschlug.

Bereits in Hanoi war die Temperatur geschlagene zehn Grad kälter als die Südostasien-Üblichen 30°C, in Sa Pa war es dann nochmal zehn Grad frostiger, bei Nacht auch gerne nur noch um die 3°C.

Kalt und matschig

Kalt und matschig

Am ersten Tag um etwa ein Uhr Nachmittags kamen wir, ich und mein philippinischer Freund Manuel, da an. Das Dorf war grösser und vor Allem viel touristischer als ich es mir vorgestellt hatte: Es wimmelte nur so von Restaurants und Tourbussen, Bäckereien, Bars und Hostels überall. Wir liefen ein Bisschen umher und fanden bald schon einige Exemplare der berühmten Reisterrassen welche aber leider meist mit einem dichten Nebel verschleiert waren. Eine Kirche und einen kleinen Markt gab es auch, eine Heizung in unserem Hostel dahingegen nicht.

Die nebelige aber wunderschöne Aussicht ausserhalb von Sa Pa

Die nebelige aber wunderschöne Aussicht ausserhalb von Sa Pa

Eine durch vietnamesische Konversation geprägte Nacht später brachen wir dann auf die Wanderung auf. Manuel hatte noch nie unter 10°C erlebt und schlotterte erbärmlich, während wir auf dem Mini-VAN warteten, doch auch ich hatte nicht gerade warm. Unser Guide namens Cha stand direkt neben uns, ausserdem zwei Typen aus der USA, ein Engländer und zwei unterdurchschnittlich kleine Frauen, die in einem der winzigen Dörfchen wohnen, welches auf unserer Wanderung liegen würde. Letztere wollten uns begleiten, bis wir bei ihrem Dorf angekommen seien. Eine hiess Sa, die andere Bao.

Leider keine Einbahnstrasse

Leider keine Einbahnstrasse

Die darauffolgende Fahrt war nebelig und durch starken Verkehr auf der Strasse, die nur eine Spur breit war, erschwert. Wieso da keine Einbahnstrasse war weiss wohl nur der Bürgermeister, wenn überhaupt.

Einmal am Ausgangspunkt unseres Marsches angelangt lichtete sich der Nebel bald und wir folgten einem breiten, natürlichen Pfad abwärts, bis wir das erste Mal einen Blick auf das Tal erhielten, welchem wir an diesem Tag folgen würden.

Erster Blick auf das Tal, rechts unser Gude

Erster Blick auf das Tal, rechts unser Gude

Bald schon überquerten wir eine schmale Brücke und stampften durch ein kleines Dorf einer der Stämme, die bis heute in den Bergen rund um Sa Pa leben. Ein paar Hütten sahen wir, eine Schule und eine Kirche gab es auch und einige Kinder riefen uns „Hello“ zu während sie uns zuwinkten.

Kinder in einem winzigen Dorf

Kinder in einem winzigen Dorf

Kurz nachdem wir das Dörfchen verliessen wurden die Wanderpfade um ein vielfaches schlechter. Schon vorher war es rutschig und matschig gewesen, doch nun mussten wir uns bei jedem Schritt konzentrieren um nicht hinzufallen. Nicht lange und es rutschte doch jemand aus nur um so schnell wie möglich, nun komplett verdreckt, wieder aufzustehen.

Wunderschöner Ausblick am Morgen

Wunderschöner Ausblick am Morgen

Nach und nach fielen fast alle mal hin, mit Ausnahme von mir, Manuel und einem der Amerikaner. Sogar unser Guide hatte Schwierigkeiten auf den Füssen zu bleiben. Nur die zwei einheimischen Frauen schritten trittsicher voran und hielten uns ab und an bei den Händen damit wir nicht hinfielen.

Matschig und rutschig aber wunderschön

Matschig und rutschig aber wunderschön

Gut, dass ich am Abend zuvor die billiante Idee mit den Plastiksäcken hatte. Da ich keine Wasserdichten Schuhe hatte habe ich meine Füsse einfach in Plastiksäcke eingewickelt, was Wasser wie Schlamm davon abhielt meine Socken zu durchdringen. Und unbequem war es auch nur die ersten fünf Minuten!

Ich dachte die würden nie wieder sauber

Ich dachte die würden nie wieder sauber

Nach etwa drei Stunden Marsch waren unser aller Schuhe mit einer dicken, braunen, hässlichen Schicht bedeckt. Dann erreichten wir das nächste Kaff, bestehend aus kaum mehr als ein paar Blechhütten, wo sich Sa und Bao verabschiedeten und wo wir unser Mittagessen zu uns nahmen. Es gab für jeden ein kurzes Baguette, dazu reichlich Fleisch, Tomaten, Gurken und Eier, perfekt für ein Sandwich. Ausserdem gab es Äpfel und Birnen.

Ich konnte gar nicht genug Bilder machen

Ich konnte gar nicht genug Bilder machen

Zu diesem Anlass fragte uns unser Guide auch ob wir den schwierigen oder den leichten Weg einschlagen wollen. Er berichtete uns dass der schwierige Weg nochmal um einiges rutschiger sei als bisher, der leichte dahingegen meist asphaltiert und manchmal auch mit Verkehr. Wir entschieden uns einstimmig für den leichten Weg, dann ging es weiter.

Weiter geht's

Weiter geht’s

Nach einer Brücke im Tal ging es wieder hoch und entlang einer schmalen, asphaltierten Strasse immer weiter dem Tal entlang. Verkehr gab es praktisch keinen. Das eine oder andere Mal zeigte sich sogar die Sonne, die das verregnete Tal erleuchten liess. Wir gingen weiter und weiter und im Verlauf des Nachmittags wurde das Tal immer enger, bis es schliesslich zu einer Schlucht wurde.

Immer der Nase nach

Immer der Nase nach

Irgendwann überquerten wir den Fluss erneut, danach ging es über einen Hügel und bald schon kamen wir bei unserem Homestay an, obwohl das grosse Holzhaus kaum diese Bezeichnung verdient hätte. Ein richtiges Bett gab es nicht, nur eine Matte am Boden, warmes Wasser auch nicht, wir alle verzichteten daher auf eine Dusche und von WiFi konnten wir nur träumen.

Dafür gab es Reisfelder, sowieso viel besser!

Dafür gab es Reisfelder, sowieso viel besser!

Nichtsdestotrotz war der Aufenthalt da super. Die Frau, generell Grossmutter genannt, die da zusammen mit einem Kind lebte war bald schon eifrig am kochen, zwischendurch brachte sie ein paar Stück verkohltes Holz in einer grossen Pfanne raus, woran wir uns wärmen konnten. Sie sprach kein Wort Englisch. Es gab auch Hunde und Katzen, Gänse und Schweine und Hühner.

Und neugierige Kühe gab es auch

Und neugierige Kühe gab es auch

Das Essen war dann phänomenal. Es gab Hühnchen mit Zwiebeln und Pilzen, Tofu mit Chili, köstliche, gebratene Frühlingsrollen, Schweinefleisch mit Bohnen, allerlei Gemüse, Reis und viele andere Köstlichkeiten. Und es gab Reiswein, von allen bald nur noch Happy Water genannt. Während Manuel überhaupt nicht trank und ich nur ein Gläschen probierte leerten die anderen fünf Anwesenden zusammen zuerst eine (kleine) Flasche, dann noch eine und dann noch die Hälfte der Dritten, während sie sich, wie wir, über das Essen hermachten.

Das unglaublich leckere Abendessen

Das unglaublich leckere Abendessen

Irgendwann im Verlauf des Abends gesellten sich auch noch der Vater des Kindes sowie ein älterer Sohn dazu, die tagsüber, wie ich erfuhr, irgendwo ein Haus bauten. Später wurde noch Bong geraucht und irgendjemand trat auf eine Katze, die daraufhin jämmerlich quickte. War das erledigt legten sich bald alle Schlafen. Decken gab es im Überfluss und trotz der eisigen Raumtemperatur wurde mir die ganze Nacht nicht kalt.

Traumhaft

Traumhaft

Ein krächzender Hahn weckte mich um sechs Uhr, um acht Uhr standen wir dann alle auf. Entgegen meiner Befürchtung gab es keinen Nebel und keinen Regen, nein, sogar der blaue Himmel lies sich hier und da ausmachen. Einmal laut gegähnt, gereckt und gestreckt gab es gleich zwei Morgenessen. Das erste beinhaltete Reis und ein paar Reste vom vorigen Abend und natürlich den Rest der dritten Reiswein-Flasche. Beim zweiten Morgenessen gleich anschliessend gab es Pancakes, Melonen, Bananen, Tee und Kaffee.

Ausblick kurz nach Aufbruch

Ausblick kurz nach Aufbruch

Um kurz nach neun Uhr brachen wir auf. Der Wanderpfad war nun viel weniger matschig als am gestrigen Morgen und das Wetter wurde auch immer besser, so kamen wir schnell voran. Zuerst ging es ein rechtes Stück aufwärts und bald legten wir alle unsere Jacken ab und wanderten nur noch in T-Shirts.

Besser geht's kaum

Besser geht’s kaum

Auf dem Weg kamen wir an der Baustelle vorbei, wo Vater und Sohn vom vorigen Abend ein Haus bauten. Durch einige Dörfchen mit spielenden Kindern und lächelnden Erwachsenen kamen wir auch und die Aussicht wurde auch immer besser. Wir sahen zahllose Reisterrassen an den bezaubernden Bergen, Wasserfälle und Brücken und Dörfer und Flüsse, die sich durch das Tal wanden.

Noch mehr Aussicht

Noch mehr Aussicht

Später wurde aus dem Pfad eine Strasse und wir liefen den Berg hinunter, bis wir in einem etwas grösseren Dorf namens Sử Pán ankamen, welches über richtige, gemauerte Häuser verfügte. Hier assen wir in einem der Häuser zu Mittag. Es gab Nudelsuppe und Birnen zum Nachtisch.

Der letzte Abschnitt

Der letzte Abschnitt

Etwas später holte uns auch schon ein Mini-VAN ab und wir fuhren etwa eine Stunde zurück nach Sa Pa, wo wir uns in einen Bus setzten, welcher sechs Stunden später in Hanoi ankam.

Wir hatten wirklich Schwein gehabt mit dem Wetter und trotz dem vielen Matsch war die Wanderung wunderschön und nur zu empfehlen. Die Natur und die Berge sind einfach einmalig, ich kann die Wanderung gar nicht genug rühmen. Ich könnte mir aber vorstellen dass die Umgebung von Sa Pa im Sommer, wenn die Reisfelder voll mit knallgrünem Reis sind, nochmal um einiges spektakulärer wäre. Ein Grund wiederzukommen!

Weitere Bilder zu Sa Pa gibt es in der neuen Galerie direkt hier auf On-The-Fly.ch.

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