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Irgendwo im Nirgendwo stiess ich mir den Zeh

Lanquin ist magisch. Naja, nicht Lanquin selber, da war ich nicht wirklich und das Dörfchen machte auch keinen besonders attraktiven Eindruck, doch tief drinnen im Dschungel gibt es Hostels und die eine Sehenswürdigkeit, warum alle Backpacker (und Israelis) hier sind: Semuc Champey.

Am Sonntagmorgen brachen wir, ich und ein Kanadier, den ich in der Sprachschule von Antigua kennengelernt hatte, um sieben Uhr von San Pedro La Laguna auf. Mit dem kleinen Schiff und fünfzehn Mayas überquerten wir den See und gelangten nach Panajachel, wo uns bereits unser Shuttlebus voller Israelis erwartete.

Aus unbekannten Gründen sassen wir zuerst eine Stunde im Minibus rum, bevor er endlich abfuhr. Willkommen in Guatemala!

Die "Strasse" sah teilweise so aus

Die „Strasse“ sah teilweise so aus

Etwa neun Stunden stolperte der Bus über Stock und Stein. Die Strassen in Guatemala sind wirklich die schlimmsten, die ich je gesehen habe. Zwar verbinden Highways die wichtigsten Locations des Landes, doch ansonsten ist „Asphalt“ beinahe ein Fremdwort.

Wie auch immer. Endlich in Lanquin angekommen wurde unser Bus sofort von mindestens zehn sogenannten Coyotes umringt, welche uns schreiend bekannt gaben, dass ihr Hostel das beste sei. Wir hatten unser Hostel bereits recherchiert und gebucht und schnell fanden wir den Typen, der dafür zuständig war. Fünfundzwanzig Minuten dauerte die Fahrt, berichtete er während wir hinten in einen Lastwagen stiegen, eine Stunde und zwanzig Minuten dauerte sie dann.

Die Israelis zündeten einen Joint an und spielten eine hebräische Version von „Somewhere over the Rainbow“ während wir auf der holprigen Strasse dahin tuckerten.

Aussicht über das Hostel-Gelände

Aussicht über das Hostel-Gelände

Endlich beim Hostel angekommen erkannte ich schlagartig, dass es die Reise wert war. Farbige Strässchen verbanden die farbige Häuschen, die um ein prachtvollen Garten aufgebaut waren. In der Mitte des Gartens gab es ein Volleyballfeld, welches von Hängematten und Liegestühlen und Büsche und Blumen umgeben wurde. Drei Hunde tobten stets über die Wiese und eine Katze schlief so ziemlich überall und zu jeder Zeit. Es gab auch einen schiefen Pingpong-Tisch und in der Bar, welche in respektvollem Abstand zu den Häusern stand spielten wir jeden Abend Billard.

Perfekt zum Chillen

Perfekt zum Chillen

In der Umgebung bewirtschafteten ein paar Bauern einige Maisfelder, die aber zurzeit ausgetrocknet auf die Regenzeit warten. Die wenigen Einheimischen, die sich in der Region aufhielten waren sehr freundlich und lächelten uns stetig zu. Die meisten Leute in diesem Teil des Landes sind sehr arm, doch trotzdem wirkten sie glücklich während sie ihrer harten Arbeit nachgingen.

Ein zehnminütiger Fussmarsch durch den Wald führte uns am nächsten Morgen nach Semuc Champey. Wir entschieden uns zunächst den Aussichtspunkt zu erklimmen und das war die richtige Wahl. Ein gut ausgebauter Pfad führte uns steil bergauf und dann wieder ein Stück runter zu einer Plattform, wo wir den Fluss und die natürlichen Becken betrachten konnten, wo winzig erscheinende Menschen bereits am schwimmen waren.

Semuc Champey von oben

Semuc Champey von oben

Als wir genug gesehen hatten machten wir uns an den Abstieg, bis wir ebenfalls beim Fluss ankamen. Die Lufttemperatur betrug etwa 30°C, das Wasser war mit geschätzten 20°C angenehm kühl. Überall gab es kleine Wasserfälle die uns kostenlos eine wundervolle Massage anboten. Die Becken beherbergten auch diese kleinen Fische, die in Asien so beliebt sind und uns die tote Haut von den Füssen knabberten. Lecker.

Gleich mal reinspringen

Gleich mal reinspringen

Als wir uns genügend abgekühlt hatten wurden wir hungrig und machten uns auf den Weg zurück zum Hostel. Dieses Mal nahmen wir den kürzeren Weg den Fluss entlang und kamen an einem etwas grösseren Wasserfall vorbei. Am Eingang von Semuc Champey fragten wir, ob wir später zurückkommen könnten ohne nochmal bezahlen zu müssen. Natürlich sei das möglich, versicherte uns ein Einheimischer mit Cowboy-Hut.

Zurück im Hostel ass mein Kollege irgendwas libanesisches und gab mir zu probieren. Ich ass also libanesisch in Guatemala in einem israelischen Hostel mit einem französischsprechenden Kanadier. Zusammen mit mir als Schweizer macht das dann sechs Nationen. Ich liebe das Reisen.

Wie auch immer. Natürlich kehrten wir Nachmittags zurück um uns in den Pols ein weiteres Mal abzukühlen. Der Cowboy erkannte uns und winkte uns durch.

Der Wasserfall bei Semuc Champey

Der Wasserfall bei Semuc Champey

Eigentlich wollten wir am Tag darauf noch eine Höhle besichtigen gehen, wo man mit einer Kerze bewaffnet reinschwimmen kann. Leider hatte ich aber Morgens beim Aufwachen Fieber, was glücklicherweise schon am Tag darauf wieder abklang. Und da mein Kollege sich an dem Tag so faul fühlte entspannten wir stattdessen den ganzen Tag in den Hängematten des Hostels und lasen.

Am Abend brach ich mir dann auch noch den Zeh. Der unglückliche Zeh war seit meinem ersten und letzten Mountainbike-Ausflug in Chiang Mai, wo ich ihn schon mal gebrochen hatte, nie richtig verheilt, wahrscheinlich brach er dieses Mal deshalb so leicht, als ich ihn mir an der Treppe stiess. So ein Scheiss passiert auch immer nur mir!

Weitere Bilder wie immer in der Bildergalerie.

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