Bei 314 Löchern in der Strasse hörte ich auf zu zählen. Ich sass seit drei Stunden auf einem winzigen Holzhocker, der hin und wieder umkippte in einem Shuttlebus, der vor einer Stunde vom Interamericana abgezweigt war.Zuvor gab es die wohl beste Strasse Guatemalas, jetzt die wohl schlechteste der Welt. Zu allem Überfluss beherbergte die Strasse auch noch beinahe so viele Kurven wie Löcher, denn sie führte steil abwärts.
Nach einer weiteren Stunde kamen wir endlich in San Pedro La Laguna an. Das Städtchen mit rund 12000 Einwohnern beherbergt eine bunte Mischung der Kulturen, allen voran die Hippies, die Yoga-Freaks und die Israelis.
Ich flüchtete aus dem Shuttle und fand bald mein Hostel, wo ich die ersten zwei Tage meines Aufenthalts war bis ich rausgeschmissen wurde weil sie keinen Platz mehr hatten. Diese zwei Tage tat ich mehr oder weniger überhaupt nichts, einerseits brauchte ich eine Pause, andererseits wartete ich auf einen Kollegen und ich wollte ja nicht schon alles gemacht haben wenn er ankam.
Als er dann ankam zogen wir in ein anderes Hostel um, welches für denselben Preis (60Q = CHF 7.50) auch noch das Morgenessen inkludierte. Und das Morgenessen alleine war 60Q wert! Schade nur, konnten wir das Morgenessen nur drei von fünf Mal geniessen, denn wir hatten viel vor und die Aktivitäten starteten jeweils um einiges vor der Frühstückszeit.
Chichicastenango
Am Donnerstag war Markttag in einem etwas entfernten Dorf mit dem wunderschönen Namen Chichicastenango (Tschitschighastenango).
Die Fahrt dahin dauerte drei Stunden und führte natürlich genannte verhasste Strasse wieder hoch. Als wir endlich an unserem Ziel ankamen hatten wir dreieinhalb Stunden Zeit um uns den Markt anzusehen.
Ehrlich gesagt war der ziemlich enttäuschend. Der Markt war viel kleiner als erwartet, hatte eine relativ eingeschränkte Auswahl an Verkaufsmaterial und beherbergte keinerlei Essensstände. Komisch, dass das überall als Must-Do angepriesen wird.
Volcán San Pedro
Am nächsten Morgen ging es um sechs Uhr früh los. Wir wurden von unserem Guide abgeholt, der sich Santos nannte und uns an diesem wunderschönen Tag den Vulkan hochführen würde. Wir liefen direkt in San Pedro los, durch den weniger touristischen Teil der Stadt. Irgendwann wurden die Häuser komplett durch Natur abgelöst und wir liefen auf einem gut ausgebauten Pfad durch den Wald und über Kaffeeplantagen.
Anders als beim Acatenango dauerte der Aufstieg hier nur gute drei Stunden, doch es war dunstig und die Aussicht war zwar gut aber nicht so sagenhaft wie erwartet.
Was die Wanderung aber aussergewöhnlich war war der Hund, welcher uns die gesamte Wanderung über folgte und über deutlich mehr Energie verfügte als wir.
Manchmal folgte er uns schlicht hechelnd, dann war wieder nur ein unregelmässiges, lautes Rascheln im Wald zu hören und im nächsten Moment jagte er einem Eichhörnchen hinterher.
Hot Tubes
Abends als es schon dunkel, total K.O. von der Wanderung, genehmigten wir uns ein Bad in einer grossen, heissen, Freiluftbadewanne, welche etwas Abseits von San Pedro in einem kleinen Establishment zu Hause war und über eine perfekte Aussicht über das Städtchen verfügte.
Wir tranken Bier und redeten etwa zwei Stunden, dann kühlte das Wasser langsam ab und wir machten uns auf den Rückweg. Es war erst etwa neun Uhr, trotzdem gingen wir bereits schlafen, denn am nächsten Morgen ging es um 03:30 Uhr los.
Indian Nose
Nach viel zu wenig Schlaf wurden wir erneut von Santos abgeholt. In einem Chicken Bus ging es aufs Neue die verlöcherte Strasse hinauf. Nach etwa 45 Minuten kamen wir zu einem kleinen Dörfchen namens „Santa Clara“ wo wir direkt beim Wanderweg ausstiegen. Es war stockfinster, doch glücklicherweise hatte Santos Taschenlampen mitgebracht. Unerwartet schloss sich uns ein alter Einwohner Santa Claras an, der sagte er würde die „Indianernase“ vor leider viel zu realen Banditen beschützen. So bewaffnet und bewacht machten wir uns auf durch den dunklen Wald.
Die Wanderung dauerte dieses Mal nur eine knappe halbe Stunde. Schliesslich erreichten wir einen kleinen Aussichtspunkt. Die Lichter von San Pedro, San Paulo und San Marcos leuchteten im Dunkeln, der Volcán San Pedro lag ruhig in der Ferne, mehr liess sich leider nicht erkennen.
Verdammter Nebel. Der Banditenvertreiber entzündete ein Feuer und machte Kaffee, Brot gab es auch. Der alte Mann sprach nicht mehr Spanisch als wir, seine Muttersprache war eine der vielen Sprachen der Maya.
Wir warteten auf den Sonnenaufgang, bis schliesslich die knallrote Kugel über einen Weit entfernten Berg stieg.
Doch die Sonne reichte nicht aus um den Nebel zu vertreiben. Schliesslich gaben wir uns geschlagen und machten uns auf den Rückweg. Diesmal konnten wir die Umgebung sehen, welche im Morgenlicht prachtvoll leuchtete.
Nach kurzer Zeit gelangten wir wieder nach Santa Clara. Der Banditenvertreiber verabschiedete sich und Santos schlug vor noch kurz den lokalen Markt zu besuchen, während wir auf den Bus warteten und genau das taten wir dann auch, doch der Markt war so früh leider noch nicht wirklich eröffnet.
Wir kehrten zur Bushaltestelle zurück und warteten. Doch auch nach 45 Minuten kam noch kein Bus. Wir waren nicht die einzigen Wartenden und irgendjemand organisierte einen Pick-Up auf dem sich dann die sechzehn Locals und zwei Touristen sowie ein riesiger Haufen Lebensmittel versammelten.
Damit schwankten wir die Löcherstrasse wieder runter. Auf dem Weg verlor jemand noch seine Tomaten die natürlich alle wieder eingesammelt werden mussten.
Endlich wieder in San Pedro angekommen hatte ich blaue Flecken am ganzen Körper.
Kajak
Da wir bereits um neun Uhr morgens von der Indianernase zurück waren assen wir Frühstück im Hostel, danach mieteten wir Kajaks. Eigentlich waren wir viel zu müde um Kajak zu fahren, trotzdem paddelten wir umher bis mir fast die Arme abfielen, insgesamt etwa drei Stunden.
Wir hatten kein fixes Ziel sondern fuhren einfach der Küste entlang. Naja eigentlich wollten wir zu einer Insel, nahe bei Santiago Atitlán, welche wir vom Volcán San Pedro aus gesehen haben, doch es stellte sich heraus, dass man dafür mindestens das doppelte an an Zeit (und Energie) bräuchte.
Also kehrten wir um und schlürften stattdessen einen Erdbeer-Milkshake.
Weitere Bilder wie immer in der Bildergalerie.