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Ciudad Perdida – Die verlorene Stadt – Teil 1

Schon in Asien habe ich mehrmals gehört, dass ich unbedingt Ciudad Perdida besuchen sollte, falls es mich jemals nach Kolumbien verschlägt. Das sei wahnsinnig schön und wahnsinnig anstrengend. Da konnte ich ja kaum „Nein!“ sagen, auch wenn die Wanderung vier Tage dauerte.

Sonne

Eigentlich hätte der Marsch ja fünf Tage dauern sollen, zumindest hatte ich das gebucht. Aber als ich dann so der Einzige war, der die Hand hob als der Guide bei der ersten Mahlzeit fragte wer denn die Fünftageswanderung gebucht habe überlegte ich es mir anders. Sehen tut man dasselbe, egal ob vier oder fünf Tage, das hat man mir bereits im Reisebüro versichert, nur geht man halt ein wenig schneller bzw. langsamer.

Wie auch immer. Nach dem Mittagessen bestehend aus Reis, Bohnen und Kochbananen marschierten wir los, ich mit einem T-Shirt zu viel im Rucksack. Es ging etwa eine halbe Stunde flach auf einem geschlängelten Weg durch den Wald bevor der Guide uns fragte ob wir den strengen oder den nassen Weg beschreiten wollten. Da wir nicht wussten was uns erwartete wählten wir den strengen Weg. Und es ging aufwärts. Steil. Blöderweise gab es auf diesem Abschnitt auch kaum Bäume, also kletterten wir bei 34°C an der prallen Sonne den Hang hinauf. Ab und zu überholte uns ein Motorrad auf der schmalen, sandigen Strasse.

Faule Säcke!

Mal kurz flach

Mal kurz flach

Nach knapp einer Stunde dieser Quälerei erreichten wir die Spitze des Hügels, wo es in einer kleinen Hütte Wassermelonen zu verspeisen gab. Ich ass vier grosse Stücke um meinen Durst zu löschen.

Danach liefen wir weiter, jetzt wieder auf ebenem Untergrund auf dem Kamm des Hügels, vorbei an weiteren isolierten Hütten mit ärmlich aber zufrieden wirkenden Bewohnern und deren Pferde, Kühe, Schweine. Die Aussicht da oben war auch ganz nett:

Aussicht auf dem ersten Teil des Weges

Aussicht auf dem ersten Teil des Weges

Regen

Irgendwann ging es wieder abwärts und der Untergrund veränderte sich von sandigem Weiss zu lehmigem Orange. Gerade als es zu regnen begann erreichten wir unsere Unterkunft, welche aus mehreren aneinander gereihten Gebäuden bestand. Wobei „Gebäude“ vielleicht das falsche Wort ist, denn viel mehr als ein Dach waren sie nicht.

Das Lager am ersten Tag

Das Lager am ersten Tag

Unter diesen Dächern standen hunderte von Betten mit Moskitonetzen. Das ganze schien mir etwas überdimensional da wir nur eine Gruppe von zehn waren. Dazu kamen noch ein paar weitere Gruppen von 10-15 Leuten, doch die Betten füllten wir bei weitem nicht.

Betten am Laufmeter

Betten am Laufmeter

Jedenfalls regnete es. Das hielt uns aber nicht davon an ins erfrischende Wasser vom nahen Fluss zu springen. Was wir dabei aber alle zusammen nicht beachteten ist die Tatsache, dass bei der Luftfeuchtigkeit des Dschungels nichts trocknet. Hängst du ein nasses Badetuch über Nacht da auf ist es morgens immer noch nass.

Nach dem Baden gab es für jeden einen Fisch zum Abendessen, danach gingen wir auch bald schon schlafen, denn am nächsten Morgen sollte es um 5 Uhr weitergehen.

kogi

Am Morgen brachen wir nach einem interessanten Frühstück auf und die Wanderung von da an gefiel mir bei weitem besser als der erste Tag. Wir liefen nun hauptsächlich durch den Dschungel. Zwar beides auf- und abwärts doch Schatten war reichlich vorhanden. Ausserdem liefen wir Morgens zwischen etwa sieben und zehn Uhr und dann erst Nachmittags wieder. Diese beiden Faktoren machten das marschieren um einiges angenehmer und die Natur überall um uns herum war grün und saftig und einfach wunderschön.

Wunderschöne Natur

Wunderschöne Natur

Um zehn machten wir Pause am Fluss, um 11:30 Uhr gab es Mittagessen und um zwölf liefen wir weiter. Auf dem Weg begegneten wir nun auch immer häufiger Einheimischen, welche sich Kogi nennen wie uns unser Guide erzählte. Die Leute dieses Volkes leben in den Bergen die wir durchwanderten seit sie vor ein paar hundert Jahren von den Spaniern aus der Region um Santa Marta vertrieben wurden.

Ein Kogi-Dorf

Ein Kogi-Dorf

Das Völkchen besteht aus etwa 4000-6000 in schlichte, einteilige Roben gekleideten Leuten, die den Ciudad-Perdida-Tourismus zwar unterstützen und teils auch davon leben, jedoch jegliche Technologie und Ware aus der zivilisierten Welt ablehnen. Ausser Gummistiefeln, die kann man immer gebrauche, doch die meisten schreiten Barfuss (und dreimal schneller als wir) den Pfaden entlang.

Kogi-Kinder beim Spielen

Kogi-Kinder beim Spielen

Sie waren bisher am nächsten an dem, wie ich mir Amerikanische Ureinwohner vorstelle. Klar, auch in Zentralamerika gibt es Ureinwohnern, wohl am verbreitetsten die Mayas, doch sie leben in in die Gesellschaft eingebunden, nicht irgendwo abgeschottet in den Bergen.

Jedenfalls kreuzten so einige dieser seltsamen Gesellen unseren Weg als wir, nun entlang des rauschenden Flusses, unseren Marsch fortsetzten. Bisher hatten wir eben diesen Fluss schon einige Male überquert, doch es lagen immer Steine im Wasser, sodass wir nie nasse Füsse bekamen. Nun kamen wir aber erneut am Flussufer an und es schien keinen Weg hinüber zu geben.

Der Guide begann seine Schuhe auszuziehen und als er schon den halben Weg durch den Fluss zurückgelegt hatte schaute er zurück, lächelte und sagte: „Ihr könnt mir folgen, oder ihr nehmt die Maschine da drüben!“

Die Flussüberquerungsmaschine in Action

Die „Flussüberquerungsmaschine“ in Action

Versteckt zwischen den Bäumen war eine interessante Vorrichtung, womit wir, einer nach dem anderen, den Fluss knochentrocken überqueren konnten.

Danach kamen wir schon bald in unserem Camp an, wo wir diese Nacht schliefen. Zum Abendessen gab es Kartoffelstock und Geflügel. Generell war das Essen auf der Wanderung sehr schmackhaft, anders als das Wasser, welches direkt vom Fluss kam und jeweils entweder faulig oder nach den Wasseraufbereitungstabletten roch. Zum Essen gab es immer einen anderen Saft mit exotischen Früchten drin wie zum Beispiel Guanabana oder Tamarillo.

Das zweite Lager

Das zweite Lager

Um etwa acht Uhr gingen wir schlafen und während wir langsam ins Reich der Träume hinüberwechselten konnten wir das rauschen des Flusses hören.

Treppen

Am nächsten Morgen frühstückten wir geschwind die Arepas die uns aufgetischt wurden bevor wir uns auf den Weg machten. Es ging weiter den Fluss entlang und nach einer Stunde bekamen wir dann doch noch nasse Füsse. Der Weg hörte einfach auf und auf der anderen Seite des Flusses ging er weiter, so einfach war das. Also zogen wir alle unsere Schuhe aus und wateten durch das knietiefe Wasser.

Auf der anderen Seiten gab es Treppen. Angeblich 1400 Stufen sollen es sein, jedoch kamen sie mir als weniger vor als die 1237 (oder 1260?) Stufen vom Tiger Cave Temple in Krabi.

Treppensteigen ohne Ende

Treppensteigen ohne Ende

Und dann waren wir endlich da, nach zweieinhalb Tagen erreichten wir endlich die sagenumwobene verlorene Stadt, Ciudad Perdida.

Weiter geht es nächste Woche, mit Ruinen, Soldaten und Regen. Dann werde ich auch die restlichen Bilder hochladen.

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