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Mit dem Fahrrad um den Zürichsee

Aller Anfang ist einfach

Am Samstag morgen um 09:30 Uhr montierte ich die zwei Seitentaschen an meinem Fahrrad und packte noch das Zelt obendrauf. Der Himmel war bedeckt, aber es regnete nicht. Perfekt. Ich sass auf und fuhr zuerst nach Sempach Station von wo aus es der Anstieg Richtung Rain begann, den ich aus meiner Schulzeit her als viel strenger in Erinnerung hatte.

Am anderen Ende von Rain ging es wieder bergab nach Eschenbach, danach gelang ich über Feldwege nach Inwil, wo ich mir im Dorfladen ein verspätetes Zmorgen holte.  Weiter ging es nach Gisikon, auf Umwegen durch Risch und schliesslich durch Cham nach Zug. Ich war erst etwa zweieinhalb Stunden unterwegs, doch hatte ich schon die Hälfte der Kilometer des Tages hinter mich gebracht. Leider habe ich bei diesem Gedanken die Höhenmeter nicht mit einberechnet.

Zug

Fontäne in Zug

Aufwärts

Schon beim Schild Steigt 310m auf 9km dachte ich mir Na das kann ja heiter werden. Zuerst ging es der Ägeristrasse nach. Ich schaute extra mermals auf meiner Karte nach um ganz sicher nicht in Ägeri zu landen. Zum Glück erwischte ich die Abzweigung Richtung Edlibach, die Strasse stieg aber trotzdem weiter an. Weiter und weiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich dann in Menzingen auf 805 m.ü.M. an. Das Dorf liegt 380 Meter höher als Zug. Ich bin (sonst) nicht so der sportliche Typ und ich muss sagen das war so ziemlich das Maximum für einen Anstieg am Stück.

Zug von der Ägeristrasse aus

Zug von der Ägeristrasse aus

Nach Menzingen führte die Strasse wieder ein Stück abwärts bis zu einem kleinen Weiher namens Wilersee, wo ich etwas nach zwei Uhr zu Mittag ass. Danach fuhr ich der Strasse entlang weiter nach unten bis ich die Sihl überquerte. Da stieg die Strasse wieder steil an bis nach Hütten. Eigentlich wollte ich schon längst Richtung Zürichsee fahren und nicht länger als nötig in dieser Hügellandschaft verbringen, doch die Strassen führten immer wieder nach oben. So fand ich erst in Schindellegi eine Strasse die nach Wollerau, also zum See, führte.

Hüttensee mit Zürichsee im Hintergrund

Der Hüttensee mit dem Zürichsee im Hintergrund

Camping

Über den Seedamm fuhr ich dann von Pfäffikon nach Rapperswil-Jona, meinem heutigen Ziel. Ich fand Camping ziemlich schnell, nur leider den Falschen. Nach einigem Suchen fand ich dann doch noch meinen Weg zum richtigen Camping, wo mir ein freundlicher aber ein wenig verpeilter junger Mann einen Platz für die Nacht zuwies. Nachdem ich mein grau-oranges Zelt aufgestellt hatte fuhr ich nochmal nach Rapperswil, wo ich zu Abend ass. Erst da fiel mir auf, dass mir 30.- fehlten.

Mein Zelt

Mein Zelt

Als ich fertig gegessen hatte fuhr ich zurück zum Camping. Leider habe ich mir den Weg nicht gut genug gemerkt, also suchte ich ihn jetzt zum zweiten Mal. Irgendwann kam ich dann doch an und ging gleich zur Rezeption wo immer noch derselbe junge Mann sass. Er zählte gerade sein Geld. Als ich ihm erzählte, dass ich wahrscheinlich beim Bezahlen des Eintritts kein Rückgeld bekommen hätte entschuldigte er sich und meinte, dass bei ihm in diesem Moment die Kasse um 30.- nicht aufging.

Camping Stampf in Rapperswil-Jona

Camping Stampf in Rapperswil-Jona

Zufrieden nicht viel zu viel Geld für eine Nacht ausgegeben zu haben verzog ich mich in mein Zelt, wo ich noch eine Weile las. Dabei achtete ich mich darauf, dass der Akku meines Tablets nicht unter 50% sank, damit ich morgen sicher noch genug für die Karte hatte.

Fahrrad-Musik an der Goldküste

Am nächsten Tag war der Akku leer. Normalerweise bin ich nicht so der Frühaufsteher, doch um 6 Uhr war die Sonne bereits aufgegangen und in meinem Zelt war es taghell. Also stand ich auf, räumte meine sieben Sachen zusammen und brach das Zelt ab. Bevor ich losfuhr um mir was zum Morgenessen zu besorgen, wollte ich noch kurz meine heutige Route checken. Das Tablet zeigte mir das Samsung-Logo, wie üblich, dann Schwarz. Ich versuchte es nochmal, mit demselben Ergebnis. Beim dritten Versuch wurde überhaupt nichts mehr angezeigt, nur noch Schwarz.

Sonnenaufgang auf dem Camping

Sonnenaufgang auf dem Camping

Also gab ich auf und fuhr wieder nach Rapperswil und von da aus Richtung Zürich. Ich fuhr praktisch nur der Hauptstrasse nach, doch es hatte nur wenig Verkehr. Ein weiterer Vorteil: Es ging geradeaus! Nach der Anstrengung von Gestern war ich froh, einfach mal geradeaus fahren zu können.

Dabei bemerkte ich einmal mehr die Zunehmenden komischen Geräusche, die mein Fahrrad verursachte: Einerseits war da das stetige track-tack, track-tack, was ich immer zu hören bekam, wenn ich vom 7. Gang Gebrauch machte. Das wurde nur von einem Gelegentlichen track…TACK!! unterbrochen, wenn ich mal ein wenig kräftiger in die Pedalen trat. Dabei fiel ich jedesmal beinahe vom Fahrrad, weil sich der das Pedal ruckartig einige Zentimeter nach unten verschob. Das ganze wurde durch ein stetiges quietsch-quietsch-quietsch untermalt, bei jedem Treten ein quietsch.

Zürichsee von Zürich aus

Der Zürichsee von Zürich aus

Ausflug auf den Üetliberg

Um zehn Uhr kam ich in Zürich an. Ich schaute mir die Stadt ein wenig an, schoss ein paar Fotos, fuhr aber relativ zügig weiter, schliesslich hatte ich noch eine lange Strecke mit einem Aufstieg ähnlich dem Gestrigen vor mir. Ich wusste noch nicht, wie ich wieder auf die andere Seite der gestern überquerten Hügelkette kommen sollte, also fragte ich ein wenig ausserhalb von Zürich einen älteren Herren wo der nächste Weg über die Hügelkette sei. Er versicherte mir, dass ein Weg über den Üetliberg führe, der zwar streng aber machbar sei, auch mit Fahrrad.

Was guckst du so?

Was guckst du so?

Da fuhr ich den Üetliberg hoch bis die Kiesstrasse in einen Wanderweg und der Wanderweg in einen sehr steilen Wanderweg überging. Eigentlich wollte ich ja nicht wandern gehen… Zwei Mal fragte ich unterwegs bei Weggabelungen Leute nach dem Weg. Irgendwann überholte mich eine athletische Frau um die fünfzig. Zu dem Zeitpunkt kam ich kaum mehr vom Fleck, mein Fahrrad mit Gepäck schiebend, so steil war es. Ich hoffte, dass das nur ein kurzes Stück wäre, dass ich gleich oben wäre. Doch die Frau versicherte mir mit starkem ausländischen Akzent, dass ich auf dem Falschen weg sei und dass noch etwa zweihundert Stufen vor mir lägen, wo ich mein Fahrrad gar nicht drüber schieben könne.

Good Price!

Also kehrte ich um und fuhr, am Fusse des Üetlibergs angekommen, Richtung Adliswil. Nun deuteten alle Wegweiser Richtung Albis. Ich hatte aber keine Lust mehr in eine weitere Vielleicht-Sackgasse zu fahren, so fuhr ich weiter bis nach Thalwil wo ein Bus auf den Albis fährt. Wie sich herausstellte feierte der der Zürcher Verkehrsverband gerade 25. Geburtstag. Deshalb waren im ganzen Kanton Zürich der ÖV gratis.

Aussicht vom Albis

Aussicht vom Albis

Mit dem Bus fuhr ich also auf den Albis, wodurch ich fast 430 Höhenmeter weglassen konnte. Oben angekommen hatte ich eine fantastische Aussicht über den Zürichsee. Ab hier ging es nur noch abwärts, über Hausen am Albis, Kappel am Albis gelang und Baar gelang ich zurück nach Cham. Um nicht zweimal denselben Weg zu fahren, nahm ich diesmal den Weg über Hünenberg, Gisikon, Inwil, Emmen und schliesslich Neuenkirch.

Schlussendlich kann unvorbereitet sein und ein wenig im Zeug herumirren schon spannend sein, denn man sieht viel mehr. Wenn man aber vor der Entscheidung steht links 200 Meter den Berg hoch zu fahren oder rechts 200 Meter den Berg hoch zu fahren kann eine Karte schon praktisch sein.

Ich habe immer noch Muskelkater und Blattern an den Händen, trotzdem steht über Fronleichnam der Genfersee auf dem Plan!

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