In Paracas regnet es einmal alle 18 Jahre. Das erzählte uns der Guide auf der Fahrt durch den nahen Nationalpark. Wenn du nicht genau an diesem einen Tag in Paracas bist kannst du den wunderschönen Quai des Dörfchens entlang schlendern und den Schiffchen beim schaukeln zusehen. Dann kannst du dich auf ein Bänkchen setzen und ein Buch lesen oder einfach die Leute beobachten, die dasselbe tun wie du: Die Atmosphäre geniessen.
Irgendwann bekommst du vielleicht Hunger, und dann bist du am Arsch.
Du stehst auf, läufst ein bisschen umher und begutachtest die vielen zauberhaften Restaurants entlang des Quais. Schliesslich entscheidest du dich für eines wie jedes andere, vielleicht nicht gerade das bestaussehendste, das ist bestimmt teuer. Du studierst die Karte und stellst fest, dass kein Gericht unter CHF 10.- verkauft wird. Also gehst du zum nächsten Restaurant, wo leider dasselbe passiert. Nach ein paar weiteren normal aussehenden Restaurants entschliesst du dich halt doch zu den Strassenständen mit den Plastikstühlen zu gehen, von denen du eventuell eine Lebensmittelvergiftung bekommst.
Du bekommst von einer freundlichen, runzligen, alten Schachtel das Menü überreicht, studierst es und schaust sie entgeistert an. Sie lächelt dich an. Du stehst auf.
Dann endest du doch echt noch im Dorfladen. Mittlerweile ist die Sonne untergegangen und die nackte Glühbirne flackert. Du gehst durch die Regale und entdeckst eine Packung Spaghetti. Die letzte, für fünfzig Rappen. Sauce findest du keine. Also wanderst du zurück zu deinem Hostel, mit der einsamen Packung Spaghetti unter dem Arm. Die Atmosphäre ist ruiniert und kochen kannst du auch nicht wirklich. Wenigstens ist das Hostel für Peruanische Verhältnisse günstig.
Also.
Nachdem ich meine Spaghetti à la gar nichts gemampft und den Preisen von Vietnam nachgetrauert hatte entschloss ich mich das ganze Projekt Paracas ein wenig zu beschleunigen. Ich buchte noch am selben Abend die Tour zu den Islas Ballestas und die andere Tour zum Nationalpark, welche sich passenderweise beide an einem Tag machen liessen. Auch die hatten vernünftige Preise. Man könnte meinen es herrscht eine Hungersnot in Paracas.
Islas Ballestas
Die knapp eineinhalbstündige Tour zu den Islas bestand fast zur Hälfte einer ohrenbetäubenden Schiffsfahrt hin und zurück. Auf der Hinfahrt sahen wir noch ein paar Delfine, die ich allerdings nicht Fotografieren konnte weil sie vielleicht eine Sekunde sichtbar waren bevor sie wieder in den Tiefen des Ozeans verschwanden.
Ausserdem besuchten wir noch kurz den sogenannten „Candelabro“, eine gigantische Zeichnung im Sand, ähnlich den Nazca-Linien. Niemand weiss, wie die dahin gekommen sind.
Dann kamen wir endlich zu den Inseln, und wir wurden nicht enttäuscht. Zwar sahen wir nur einen einzigen Pinguin in weiter Ferne (ebenfalls kein Foto), dafür massenhaft Vögel und Seelöwen.
Und natürlich gaben auch die Inseln an sich spektakuläre Bilder ab mit den Felsformationen die sich rötlich braun vom schäumenden Wasser abhoben.
Menschen leben auf diesen Inseln keine, doch es gibt verschiedene Anlagen und zwei, drei Häuser zu Forschungszwecken.
Viel zu früh schipperten wir wieder zurück ans Festland, doch mich erwartete ja noch eine zweite Tour an dem Tag.
Nationalpark Paracas
2007 hat ein Erdbeben die Hauptattraktion des Parks, die Catedral zum einstürzen gebracht. Schade, doch der Park hat noch viel mehr zu bieten.
Diesmal mit einem Bus betraten wir den Nationalpark südlich von Paracas. Bei einem kleinen Museum hielten wir an. Das spannende an dem Museum war vor Allem der Aussenbereich. Ein langer, breiter, schnurgerader Weg führte an den Strand wo es zur richtigen Jahreszeit Flamingos zu sehen gibt. Es war nicht die richtige Jahreszeit, doch ich fand den Weg trotzdem schön, so Mitten in der Wüste.
Unterwegs soll es noch steinalte Fossilien geben, das hab ich aber nicht wirklich gecheckt.
Weiter fuhren wir zur (neuen) Hauptattraktion. Bei einer Klippe hielten wir an und konnten den roten Strand bewundern.
Der sei einer von nur fünf roten Stränden der ganzen Welt und sei so rot wegen dem Eisengehalt des Sandes. Von da oben schien der Sand nicht so rot, doch später fuhren wir noch direkt zum Strand und der Sand war tatsächlich rötlich braun gefärbt.
Dazwischen hielten wir aber noch bei einem Restaurant wo es ein gratis Gläschen „Pisco Sour“, das Nationalgetränk Perus, sowie Fisch für CHF 20.- gab. Die Besitzerin des Restaurants, die die Drinks verteilte fragte uns fünf Mal mit zunehmender Verzweiflung ob wir nicht ein bisschen Fisch wollen, doch alle waren nur wegen dem Gratis-Getränk da.
Neben dem Restaurant spielten ein paar Kinder im Wasser und ein bisschen entfernt gab es noch einen schönen Aussichtspunkt.
Huacachina
Eine Packung Spaghetti und eine erstaunlich kühle Nacht später nahm ich mit ein paar anderen Hostel-Bewohnern den Bus nach Huacachina. Die Fahrt dauerte zwei Stunden und wir kamen um die Mittagszeit rum an.
Ich hatte bereits den Nachtbus nach Arequipa gebucht, also hatte ich nur einen Nachmittag Zeit für die winzige Oase. Viel zu sehen gab es nicht, was aber nicht heissen soll dass der Ort nicht schön war. Zehn Minuten erkunden genügten mir, dann stieg ich noch eine Düne hinauf und las ein Buch unter ein paar Palmen am See.
Um 16:00 Uhr ging dann aber endlich die Buggy-Tour los, der Grund, warum ich überhaupt erst hergekommen war. Unser Fahrer hatte kein Erbarmen und mit vollem Karacho bretterten wir durch die Wüste. Hoch, runter, links, rechts und über die Abhänge der Sandberge. Der Motor dröhnte und die Frauen schrien.
Dann hielten wir plötzlich an und der Fahrer, der sichtlich Spass hatte an seinem Job kündete ganz monoton an: „Foootoos“.
Das ganze wiederholte sich, nur sagte der Fahrer beim zweiten Mal ebenso monoton „Sandboarding“. Bretter halb so gross wie Snowboards wurden ausgeteilt. Das ganze erinnerte mich stark an Volcanoboarding in Nicaragua.
Wir fingen ganz langsam an. Einen kleinen Abhang hinunter, kein Problem. Dann eine weitere, etwas höhere Düne hinunter. Bei diesen kleineren Hügeln standen die meisten noch auf den Brettern. Ich fand es lustig. Bis ich hinfiel, mich überschlug und in Mund, Nase, die Ohren, Hosentaschen und so ziemlich überall sonst hin Sand bekam.
Dann fand ich es noch viel lustiger.
Bei der dritten Düne wurde es für uns unerfahrene Gringos zu steil und zu gefährlich zum stehen, also legten wir uns bäuchlings auf die Bretter, mit dem Kopf voran. Das gab erstaunlich wenig Sand in den Mund doch bei Unebenheiten im Sand schüttelte es doch recht zünftig.
Zum Schluss gingen wir noch den Sonnenuntergang anschauen. In der ferne sahen wir auch Leute mit Motorrädern und Quads über die Sandberge fliegen. Ich war noch nie in einer Wüste (naja in Oaxaca, Mexiko aber das zählt nicht wirklich) und fand es super.
Nur der Sand nervte ein bisschen.
Diesmal gibt es gleich zwei Galerien: Eine zu Paracas und eine zu Huacachina.
4 Kommentare
Hallo Stefan
Wir gratulieren dir ganz herzlich zu deinem runden Geburtstag und wünschen dir alles Gute, Gesundheit und viele schöne und erlebnisreiche Momente.
Auch Gratulation zu dem tollen und interessanten Blog.
Liebe Grüsse aus Eich
Synprovis-Team
Hoi Lisbeth, Hallo gesamtes Team
Vielen Dank für die Glückwünsche.
Ich wünsche euch ebenfalls nur das Beste und viel Erfolg auch weiterhin!
Liebe Grüsse aus Arequipa, Peru
Stefan
Lieber Stefan
Ich gratuliere dir herzlich zum 20. Geburtstag! Ich hoffe, es geht dir gut und du wirst heute einen tollen Tag haben und dir auch etwas spezielles gönnen. Ich freue mich jedesmal, von deinen neuen Erlebnissen zu lesen. Heute morgen ist es bei uns etwas kühl (8°), doch die nächsten Tage versprechen wieder recht warm zu werden. Wir haben öfters Leute zum Übernachten in unseren Schlaffässern. Zudem sind wir tagtäglich mit unserem Gemüse beschäftigt. Heute werden z. B. die Erdbeersetzlinge geliefert, welche dann im nächsten Jahr wieder guten Ertrag bringen sollen. Am Sonntag haben wir noch eine Hofführung für unsere Marktkunden geplant.
Ich freue mich, wieder von dir zu lesen und wünsche dir noch eine interessante und erlebnisreiche Reise mit vielen tollen Begegnungen.
Alles Liebe und Gute: dein Gotti
Hoi Gotti
Vielen Dank für die Glückwünsche und die netten Worte! Das grosszügige Geburtstagsgeschenk ist auch angekommen!
Hier in Arequipa ist es immer um die 25°C und es regnet nie oder ist bewölkt, perfekt also 🙂 Erdbeeren habe ich auch schon lange nicht mehr gegessen, die sind hier in Südamerika nicht so verbreitet und in Asien auch nicht… Na vielleicht komme ich dann nächsten Frühling einfach mal vorbei.
Bis dann
Stefan