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Wie ich beinahe von 30 Affen zerfleischt wurde

Dabei hatte meine Beziehung mit den malaysischen Primaten in Kuala Lumpur so gut angefangen… Aber ich erzähle die Geschichte besser von Anfang an. Vor ein paar Tagen kam ich in George Town auf Penang an. Von Anfang an gefiel mir die Stadt sehr gut. Die Atmosphäre war viel entspannter als in Kuala Lumpur und die Strassen waren zwar dreckiger und der Verkehr gefährlicher, doch es gab hier auch viele Kultur, die sich häufig gleich am Strassenrand entfaltete.

Zufällig entdeckt: Die Clan Jetties von George Town

Zufällig entdeckt: Die Clan Jetties von George Town

Dass ein Motorradmech auf dem Gehweg vor seiner düsteren Werkstatt barfuss und ohne Maske etwas zusammenschweisste war keine Seltenheit. Dass einem ab und zu auf dem Trottoir ein Motorrad entgegenkam oder der Bürgersteig komplett fehlt leider auch nicht.

Der Kek Lok Si Tempel

Eigentlich wollte ich am ersten Tag an den Strand, doch als ich aufstand regnete es in Strömen. So änderte ich meinen Plan und besuchte stattdessen zuerst den Kek Lok Si Tempel, den grössten buddhistischen Tempel Malaysias.

Der Kek Lok Si Tempel aus der Ferne

Der Kek Lok Si Tempel aus der Ferne

Die rund dreissig Meter hohe Statue Kuan Yin’s mit dem gigantischen Pavillon konnte ich schon von weitem sehen. Auch den Rest der von dichtem Wald umgebenen Tempelanlage konnte ich schon sehen. Nach etwas Sucherei fand ich den Eingang, Eintritt wurde keiner verlangt. Auf verschlungenen Wegchen erkundete ich Tempel um Tempel wovon es mehr als genug gab. Und in jedem dieser Tempel sass eine andere Statue. Einige waren aus dunklem Holz, andere vergoldet oder bunt bemalt.

Drei von unzähligen vergoldeten Statuen

Drei von unzähligen vergoldeten Statuen

Das erste Highlight war dann die „Pagode der zehntausend Buddhas“, ein dreissig Meter hoher Turm mit sieben Stockwerken, den ich auf mindestens 193 steilen Treppenstufen bestieg. Auf jedem Stockwerk gab es eine andere Statue und auf jeder Ebene wurde die Aussicht besser.

Die Pagode der zehntausend Buddhas im Hintergrund

Die Pagode der zehntausend Buddhas im Hintergrund

Das zweite Highlight des Kek Lok Si Tempels war natürlich die Kuan Yin Statue. Mit einer winzigen Zahnradbahn, die kaum zwei Minuten für die Strecke benötigte, gelang ich zu dem erhöhten Bauwerk. Auf einem riesigen Podest stand die riesige Bronzestatue, geschützt von ihrem riesigen Pavillon, und starrte gelassen Richtung George Town.

Die Statue Kuan Yin's

Die Statue Kuan Yin’s

Batu Ferringhi

Am Tag darauf regnete es zur Abwechslung mal nicht. Die Gelegenheit liess ich mir nicht entgehen und ging zum Strand in Batu Ferringhi, etwa vierzig Minuten von George Town entfernt. Batu Ferringhi war… eine einzige Ansammlung von verdreckten Blechhütten und hie und da ein Luxushotel. Der Kontrast war schon gewaltig. Aber um ehrlich zu sein schaute ich mir den Ort an sich gar nicht richtig an, ich war wegen dem Strand gekommen und da ging ich auch hin. Der Weg dahin führte durch eine der genannten Blechhütten-Siedlungen, das Bild änderte sich dann aber schnell, sobald ich den Sandstrand erreicht hatte. Dieser war sauber, breit und etwa einen Kilometer lang.

Der Strand bei Batu Ferringhi

Der Strand bei Batu Ferringhi

In Malaysia ist zurzeit Regenzeit, also alles andere als Touristensaison und so war alles ein wenig… „geschlossen“? Der Strand war gesäumt von Restaurants, Bars und Kaffees, wovon die meisten aber menschenleer und einige auch geschlossen waren. Aber das machte mir nichts aus. Einige Touristen fuhren Jetski oder wurden mit einem Gleitschirm hinter einem Boot her durch die Luft gezogen. Die Malaysier scheinen aber nicht so gerne zu schwimmen, so war ich beinahe der einzige im Wasser.

Penang Hill

An meinem letzten Tag auf Penang wollte ich den Penang Hill besuchen, einen rund 850 Meter hohen Berg im Innern der Insel. Nach etwa einer Stunde anstehen fuhr ich mit der Zahnradbahn ganz nach oben. Da gab es nicht wirklich viel zu sehen. Zwar existierte der eine oder andere Aussichtspunkt, aber wie scheinbar üblich in Malaysia verschleierte ein weisser Dunst alles was etwas weiter entfernt war. Es gab ein Restaurant und einige Stände, doch ich kam bereits um elf Uhr an und hatte gerade erst zu Morgen gegessen.

Die Aussicht vom Penang Hill

Die Aussicht vom Penang Hill

Ich wollte vom Penang Hill runterlaufen. Die Frau an der Rezeption meines Hostels meinte, dafür brauche ich etwa vier Stunden. So machte ich mich bald mal auf den Weg und lief auch gleich in die falsche Richtung. Eine halbe Stunde später war ich wieder am Ausgangspunkt und folgte diesmal der korrekten Strasse.

Die Strasse auf den Penang Hill war teilweise extrem steil

Die Strasse auf den Penang Hill war teilweise extrem steil

Der Wanderweg war eigentlich kein Wanderweg, sondern schlicht die Asphaltstrasse, die auch von den Zulieferern vom Penang Hill benutzt wird. Die Strasse schlängelte sich durch dichten Wald und war teilweise so steil, dass ich mich wunderte, wie Autos hier hoch- und runterfahren können.

Aber zurück zu den Affen

Ich war bereits etwa drei Stunden der kaum befahrenen Bergstrasse gefolgt, als mir plötzlich fünf Affen auffielen, die auf der Strasse sassen. Einer hatte eine leere Chipspackung, ein anderer eine Stück Karton. Ooooh so süss, seht sie euch an:

Sieht der nicht total knuffig aus?

Sieht der nicht total knuffig aus?

Nach einigen Fotos lief ich weiter. Ungefähr fünfzig Meter weiter begegneten mir die nächsten Affen. Jetzt waren es aber nicht mehr nur fünf, sonder um die dreissig, mitten auf der Strasse. Langsam realisierte ich, dass ich besser vorsichtig wäre: Gegen einen Affen konnte ich mich wehren, gegen fünf Notfalls wohl auch noch. Aber gegen so viele? Okay… ganz langsam.

Während ich mein Bestes gab immer möglichst viel Abstand zu den Tieren zu halten bahnte ich mir meinen Weg durch ihr Revier. Ich sah ganz junge Äffchen, die im Strassengraben spielten, eine Mutter, der ihr Baby vom Bauch baumelte. Aber auch grössere Gesellen, die mich misstrauisch anstarrten. Dann kam ein besonders grosses Männchen direkt auf mich zu, öffnete den Mund um mir seine scharfen Zähne zu zeigen.

Keine Ahnung wie ich in dem Moment noh ein Foto machen konnte...

Keine Ahnung wie ich in dem Moment noh ein Foto machen konnte…

Ich wich zurück. Da rannte das Vieh plötzlich auf mich zu und mir bleib keine andere Wahl als möglichst schnell möglichst weit wegzurennen, denn das angreiffende Männchen war scheinbar sowas wie ein Anführer und bald stürzte sich, sprichwörtlich, die ganze Affenbande auf mich.

Ich kam davon ohne angesprungen, gebissen oder gekratzt zu werden, was ich zuerst für einen Sieg hielt. Dann realisierte ich, dass ich zurück gerannt war. Auch wenn mich die Affen nun nur noch hasserfüllt aus der Ferne anstarrten, kamen sie doch immer näher. Und was befand sich hinter mir, nur rund fünfzig Meter entfernt? Richtig: Mehr Affen.

Sie kommen immer näher...

Die Affen vor mir…

Erst da bemerkte ich zwei weitere Wanderer, einen Mann und eine Frau, die offenbar wie ich den Penang Hill hinunterwanderten. Es waren Einheimische, die scheinbar vertraut waren im Umgang mit den kleinen Biestern. Sie hatten meine Flucht mitverfolgt, lachten aber nur als ich sie um Hilfe bat und steuerten direkt auf die blutrünstigen Affen zu. Ich versuchte ihnen zu folgen, doch die Affen schienen mir noch nicht verziehen zu haben und fokusierten nur mich. So wich ich wieder zurück, die anderen Wanderer waren bald hinter der nächsten Kurve verschwunden und ich war wieder alleine mit meinem primitiven Problem.

Die Affen hinter mir

…und die Affen hinter mir

Die Affen kamen währenddessen immer noch näher, ich konnte nun schon die anderen Affen hinter mir sehen. Lange würde ich nicht mehr zurückweichen können… Ich sammelte ein paar Stöcke, um sie den Affen zuzuwerfen um sie abzulenken wenn sie wieder angriffen. Das hatte ich bei den anderen Wanderern gesehen: Der Mann hatte eine Flasche geworfen, die Affen stürzten sich sofort darauf. Da erinnerte ich mich an die Autos, die ab und zu hier durchfuhren. Es war schon eine Weile her, seit ich das letzte gesehen hatte, aber es würde zweifellos bald wieder eins vorbeikommen.

Manche beachteten mich auch gar nicht

Manche beachteten mich auch gar nicht

Und tatsächlich: Ein Jeep bog bald um die Ecke und ich hielt verzweifelt den Daumen raus. Zu meiner Erleichterung hielt das Auto und ich erklärte dem Fahrer und den anderen zwei Mitfahrern, dass mich die Affen hassten und ich sie jetzt auch hasste. Ich durfte einsteigen und wurde die verbleibenden zwei Kilometer den Berg runter kutschiert. Unten angekommen bedankte ich mich bei meinen Lebensrettern und nahm den nächsten Bus zurück in die Stadt, wo ich mich für den Rest des Tages von meinem traumatischen Erlebnis zu erhohlen versuchte.

Mehr Fotos süsser und blutrünstiger Affen, vergoldeter Statuen und Penang allgemein gibt es auf Flickr.

12 Kommentare

  • Marlis sagt:

    hallo lieber Stefan,
    ich habe deinen sehr interessanten Bloc gelesen. Das tönt ja sehr spannend und ist auch kulturell sehr schön.
    jetzt, wenn du meinen Kommentar liest ist sicher schon der 11. August und somit dein Geburtstag. ich gratuliere dir sehr herzlich und wünsche dir alles Liebe und weiterhin viel Glück auf deiner Reise und hoffe, dass du nicht noch von einem Affen gebissen wirst…!
    Liebe Grüsse aus ( dem seit langem wieder mal regnerischen) Buochs.
    Marlis und Familie

    • Stefan sagt:

      Hoi Marlis

      Tatsächlich ist schon der 11. August, unglaublich wie die Zeit vergeht!
      Ich wurde zum Glück nicht gebissen, sonst hätte ich ins Spital müssen, wegen der Tollwut-Gefahr…
      Danke für die lieben Glückwünsche!

      Leider regnet es hier auf Langkawi zur Zeit auch, aber sobald die Sonne hervorkommt schicke ich euch ein paar Strahlen.

      Liebe Grüsse vom Strand

      Stefan

  • Emilio sagt:

    Is ja krass…die haben bemerkt dass hier ein Schweizer „Leckerbssen“ angewandert kommt! Na ja, den kann man doch nicht einfach vorbeiziehen lassen §8-)) Das Nächstemal machst es einfach wie die Affen…geh auf sie zu und Zeig die Zähne GRRRRRR ;-)) T’carte!

    • Stefan sagt:

      Hoi Emilio

      Die dachten wohl da kommt der Schweizer-Schokoladen-Express. Naja die Affen hier sind sehr unterschiedlich: Es gibt agressive um die man am besten einen grossen Bogen macht und andere die dir auf den Schoss springen während du sie mit Melone fütterst…

      Gruss aus Langkawi!

  • Gotti sagt:

    Lieber Stefan,
    spannend, was du da täglich erlebst. Von den aggressiven Affen habe ich auch schon gehört. Da macht mal wohl besser, wies du gemacht hast, einen grossen Bogen darum.
    Da du uns in der Zeit voraus bist, ist ja schon bald dein Geburtstag. Ich gratuliere dir herzlich und wünsche dir nur das Allerbeste. Ich denke an dich und wünsche dir einen tollen Geburtstag und alles Liebe und Gute auf deiner Weiterreise.
    Liebe Grüsse Gotti mit Familie

    • Stefan sagt:

      Hoi Gotti

      Mittlerweile habe ich aber auch schon wieder zahme Affen angetroffen. Es kommt wohl immer darauf an, wie viele Affen wievielen Menschen gegenüberstehen und was die Affen schon für Erfahrungen mit Menschen gemacht haben.

      Vielen Dank für die Glückwünsche!

      Grüsse aus Langkawi

      Stefan

  • Martha Etterlin sagt:

    Hallo Stefen
    Zu deinem Geburtstag wünsche wir dir von Herzen alles Liebe und Gute. Es ist sehr spannend deine Blocs zu lesen, auch die Fotos sind immer sehr eindrücklich. Weiter so, denn dann sind wir auch ein wenig mit dir in der grossen weiten Welt. Die putzigen Affen waren wirklich ziemlich frech. Ein Tipp von mir, falls du wieder mal in so eine kämpferische Situation kommst. Schaue ihnen ja nicht in die Augen, denn das mögen sie gar nicht und werden sehr angriffig. Aber das hast du ja bemerkt, ich hoffe diese unerhörten Begegnungen verfolgen dich nicht in deinen Träumen.
    Ich wünsche dir weiterhin viele schöne Erlebnisse,
    hebs guet met liebi Grüess us de kline Schwiz
    Martha ond Hans-Peter
    PS: de Simon muess deför im Militär met andere Streitmächten fertig werde.

    • Stefan sagt:

      Hoi Martha & Hans-Peter

      Vielen Dank für die vielen Komplimente, Tipps und Glückwünsche!

      Ja, ich werde versuchen den Blog weiterhin regelmässig zu schreiben. Es gibt ja genug zu berichten und ich schreibe den Blog auch wirklich gerne! Die Beiträge sind aber ziemlich aufwändig, mehr als einmal alle paar Tage wird es mir also kaum möglich sein so ausführliche Beiträge zu schreiben.

      Ich wünsche Simon viel Geduld, vielleicht hilft es ihm ja auch, den Affen nicht direkt in die Augen zu schauen 😉

      Liebe Grüsse aus dem (zur Zeit verregneten) Paradies Langkawi

      Stefan

  • Erika sagt:

    Ciao Stefan

    Und immer noch ist hier der 11.8. dein Geburtstag. Happy Birthday lieber Stefan auch vom Zuger- und vom Bodensee, wo nun langsam die Sommersonne untergeht. Wir verfolgen dich und deinen Reisekrimi sozusagen atemlos und staunen über deine bunten Erlebnisse und deine Erzählkunst. An deinen Abenteuern teil zu haben macht viel Spass, ausser du bist krank oder wirst von schlitzohrigen Affenherden verfolgt.

    Unsere besten Gedanken und Wünsche begleiten dich auf deinen Wegen. Herzliche Grüsse
    Erika und Helmut

    • Stefan sagt:

      Hoi zäme

      Danke für die Glückwünsche und Komplimente!
      Ja klar, nicht alles verläuft immer nach Plan und manchmal muss man um sein Leben rennen, aber das ist doch gerade das Salz in der Suppe beim Reisen, denke ich.

      Sandige Grüsse aus Langkawi und viel Spass weiterhin beim mitlesen!

  • Bruno sagt:

    Hallo Stefan
    Affen entweder ingnorieren oder sehr entschieden auftretten, ein Stock oder ein Stein in der Hand wirkt auch.
    Nie nie zeigen dass man Angt hat,sonst wird man zum Opfer
    So klein diese Viecher auch sind, sie sind sehr stark und schnell und bissig.
    Affenbisse sind sehr gefährlich.

    • Stefan sagt:

      Hoi Götti
      Danke für die Tipps, ich glaube in Zukunft werde ich einfach vermeiden alleine vielen Affen entgegenzutreten.
      Ja, die Tiere können halt Tollwut und alle möglichen anderen Krankheiten haben.
      Ich werde in Zukunft sicher besser aufpassen!

      Stefan

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